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Ist Atomenergie nachhaltig?
Klima & Energie

Ist Atomenergie nachhaltig?

In der Klimadiskussion wird die Kernenergie wegen ihres relativ geringen CO₂-Ausstosses zunehmend als sauber, umweltfreundlich oder sogar als grün dargestellt. Doch ist eine solche Einschätzung gerechtfertigt? Kann die Nutzung von Atomstrom tatsächlich als nachhaltig gelten – vergleichbar mit erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarenergie? Hier gehen die Meinungen deutlich auseinander. Wie würden Sie entscheiden? Hier die Argumente.

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Das kleinere Übel

Atomkraft als einzige wahre Alternative zu fossilen Brennstoffen

Runter mit den Treibhausgasen. Im Vergleich zu fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdöl verursacht Kernenergie deutlich weniger Treibhausgasemissionen. Sie bewirkt eine bessere Luftqualität und trägt nicht zur globalen Klimaerwärmung bei.

Sichere Endlagerung ist machbar. Atomkraftwerke produzieren zwar radioaktiven Abfall, dieser könne gemäss den Befürwortern jedoch sicher gelagert. Die Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen lässt sich auf ein Minimum begrenzen. Im Übrigen könnten die verbrauchten Brennelemente nach ihrer Verwendung wiederaufbereitet werden.

Atomenergie ist energieeffizient. Tatsächlich lässt sich mit einer relativ kleinen Menge an Uran oder Plutonium eine grosse Menge an Energie erzeugen. Für ein Kernkraftwerk mit einer Leistung von 1000 Megawatt pro Jahr werden 160 bis 175 Tonnen Uran benötigt.

Inländische Energie ist günstiger. Die Kosten für den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken sind zwar hoch, die Nutzung der Atomkraft macht aber die heimische Industrie und die Haushalte unabhängiger vom ebenfalls teuren Import fossiler Energie (Erdöl und Erdgas).

Einmal gefährlich, immer gefährlich

Atomenergie wird zu Unrecht schöngeredet

Atomkraft ist nicht nachhaltig. Atomkraftwerke sind zwar eine weitgehend CO₂-freie Energiequelle: Bei der eigentlichen Stromproduktion aus Kernenergie werden kaum Treibhausgase freigesetzt. Dennoch ist die sichere und dauerhafte Entsorgung hochaktiver radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brennelemente nicht gelöst. Selbst wenn in absehbarer Zeit Endlager für strahlenden Atommüll in Betrieb genommen werden sollten, so kann nach heutigem Wissenstand der sichere Einschluss, der für Hunderttausende von Jahren erforderlich ist, nicht garantiert werden.

Atomkraft ist gar nicht CO₂-neutral. Treibhausgase werden vor allem vor und nach der eigentlichen Stromproduktion ausgestossen. Bezieht man den gesamten Lebensweg ein – vom Uranabbau über die Brennelementherstellung bis hin zum Kraftwerksbau und -rückbau – so werden in den einzelnen Phasen zum Teil grosse Mengen an Energie verbraucht, was wiederum zu erheblichen Treibhausgasemissionen führt.

Uran ist begrenzt und der Abbau gefährlich. Ein weiteres Problem ist die begrenzte Verfügbarkeit von Uran, dem wichtigsten Rohstoff für die meisten Kernkraftwerke. Obwohl es weltweit grosse Uranreserven gibt, sind diese nicht unendlich. Abgebaut wird das Metall ausserdem unter hohem Ressourcenverbrauch. Der Abbau ist mit Gefahren für Mensch und Umwelt verbunden.

Recycling – nicht bei Atomenergie. Die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente kann nicht beliebig oft wiederholt werden. Sie birgt auch erhebliche Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltrisiken. Die Bezeichnung „Wiederaufarbeitung“ ist im Übrigen irreführend: Es findet fast kein Recycling von verbrauchtem Kernbrennstoff statt. Lediglich wenige Prozent des ursprünglichen Atommülls werden in neuen Brennstäben wieder verwendet.

Aus Katastrophen sollte man lernen. Die Nutzung der Kernenergie birgt erheblichen Sicherheitsrisiken, wie die schweren Unfälle in Tschernobyl 1986 und in Fukushima 2011 gezeigt haben. Beide Katastrophen hatten und haben noch immer erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Hinzu kommt die Gefahr, dass Atomkraftwerke in kriegerische Ereignisse involviert werden, wie dies beim russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja, Europas grösster Nuklearanlage, in der Ukraine der Fall ist.

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