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Klima & Energie: Mobilität

Besser heute als morgen klimafreundlich durchstarten

Unser Mobilitätsverhalten hat grossen Einfluss auf die Umwelt. Der Verkehr verbraucht gewaltige Mengen an Energie und verursacht mehr als ein Drittel der CO₂-Emissionen in der Schweiz. Das stellt uns vor grossen Herausforderungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Verkehr verursacht anteilsmässig die meisten Emissionen in der Schweiz.
  • Rund 2 Prozent der Landesfläche sind für Mobilität verbaut, knapp neun Zehntel davon entfallen auf Strassen.
  • Massenverkehr belastet die Gesundheit durch Feinstaub- und Lärmemissionen.
  • Die Schweiz ist ein Vielfliegerland.

Der Verkehr ist in der Schweizist für 39 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich – der internationale Flugverkehr noch nicht einmal mitgerechnet. Das Problem: Noch werden über 90 Prozent des Energiebedarfs im Mobilitätssektor mit Erdölprodukten gedeckt.

Fakt ist: Ein Volk schwört aufs Autofahren.

2/3

der Mobilität in der Schweiz entfällt auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) mit insgesamt rund 6,4 Millionen Fahrzeugen.

Quelle: Bundesamt für Statistik

Anders als etwa bei Gebäudeheizungen oder Industrieanlagen wurden in den letzten Jahrzehnten im Verkehrsbereich kaum Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit erzielt. Rund drei Viertel der Strassenfahrzeuge sind Personenwagen.

Ein Grossteil davon wird mit Benzin (63 Prozent) oder Diesel (28 Prozent) angetrieben. Kritiker monieren zudem, dass die bisher umgesetzten Verbesserungen bei der Antriebstechnologie durch den Grössen- und Gewichtszuwachs der Fahrzeuge zunichte gemacht wird. Die Gesamtanzahl der Strassenmotorfahrzeuge wächst seit Jahren, dieser Trend dürfte sich fortsetzen.

Verbrennungsmotoren stossen nicht nur CO₂-Emissionen aus, sie produzieren auch gesundheitsgefährdenden Feinstaub. Durch den Verkehr entstehen laut Schätzungen jährliche Gesundheitskosten in Höhe von 14 Milliarden Franken.

Bestand der Motorfahrzeuge in der Schweiz

Quelle: Bundesamt für Statistik, Bundesamt für Strassen

Alleine seit dem Jahr 2000 hat die Anzal Motorräder um 60 % und die Anzahl Personenwagen um 33 % zugenommen.

Mobilität benötigt auch Platz – viel Platz. Laut Bundesamt für Statistik beanspruchte die Verkehrsinfrastruktur in der Schweiz 2020 insgesamt 983 Quadratkilometer.

Das entspricht rund zwei Prozent der Gesamtfläche unseres Landes. 88 Prozent der Verbrauchsfläche entfällt auf den Strassenverkehr.

Vor allem in den Städten entstehen Nutzungskonflikte. Dabei benötigt der motorisierte Individualverkehr im Vergleich zum öffentlichen Verkehr und dem Langsamverkehr am meisten Platz. Viele Schweizer Städte suchen deshalb nach Lösungen, den öffentlichen Verkehr und den sogenannten Langsamverkehr (zu Fuss, auf Rädern) möglichst attraktiv zu machen.

Fakt ist: Über den Wolken sind die Emissionen besonders hoch.

223,9 kg

CO₂ verbraucht ein Flugzeug im Durchschnitt für die Strecke Zürich-Paris bei mittlerer Belegung.

Im Vergleich: Ein Auto verbraucht für die gleiche Strecke 114,4 kg und ein Zug 4,9 kg CO₂.

Quelle: VöV

Viele Erhebungen und Prognosen klammern den Flugverkehr aus. Dabei ist der Flugsektor in der Schweiz seit 2015 der grösste Verursacher von Treibhausgasen, noch vor der gesamten restlichen Mobilität. Schweizerinnen und Schweizer fliegen doppelt so viel wie die Bürgerinnen und Bürger der angrenzenden Nachbarländer.

Fakt ist: Wir fliegen lieber, als mit dem Zug zu reisen.

4 von 5

Zieldestinationen aus der Schweiz liegen in Europa.

Die Destinationen, die ab Zürich am häufigsten angeflogen werden, sind London (ca. 1,9 Mio Flüge), Berlin (ca. 1,25 Mio Flüge) und Amsterdam (ca. 1 Mio Flüge).

Quelle: Verein umverkehR

Herausforderungen

  • Den zunehmenden Verkehr drosseln
  • Von fossilen auf erneuerbare Treibstoffe umsteigen
  • Konsum- und Reiseverhalten ändern
  • Gesundheitskosten einsparen durch weniger Verkehr

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK prognostiziert bis 2050 einen weiteren Anstieg des Verkehrs, trotz Abnahme der Arbeitswege.

Prognose 2017 bis 2050: - Personenverkehr: + 11 % - Güterverkehr (Tonnenkilometer): + 31 % - Arbeitswege: - 13 % - Lieferwagen (Fahrzeugkilometer): + 58 %

Um dies zu bewältigen, will der Bund die Verkehrsinfrastruktur weiter ausbauen und verbessern. Mit der Mobilitätsdateninfrastruktur (MODI) will der Staat die Effizienz der bestehenden Infrastruktur erhöhen. Dabei soll die Vernetzung zwischen Infrastrukturbetreibenden, Verkehrsunternehmen, privaten Unternehmen sowie den Verkehrsteilnehmenden verbessert werden.

Elektroladestationen in der Schweiz

Quelle: TCS (Stand 2023)

Zum Aufladen muss man nicht weit fahren. In der Schweiz gibt es fast so viele Ladestationen wie Tankstellen.

Nach Ansicht von Kritikern, etwa auf der Plattform Agenda 2030, reicht eine Effizienzsteigerung alleine nicht aus. Erforderlich sei eine Veränderung unseres Konsumverhaltens: weniger grosse Autos, kurze Strecken zu Fuss oder mit dem Velo, längere Strecken, wenn immer möglich mit dem öffentlichen Verkehr. Dafür müssten die bestehenden Angebote aber erweitert werden.

Gefragt ist generell auch ein Verzicht auf Mobilität: Der Trend zu immer mehr Wegkilometern pro Person muss gebrochen werden. Vor allem, weil die Schweizer Bevölkerung weiter zunehmen wird. Jeder nicht gefahrener Kilometer wirkt sich positiv auf das Klima auf.

Potenziale

  • Elektrifizierung des Verkehrs forcieren
  • E-Flotten in Unternehmen, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten einführen
  • Zusatzgebühr für Flugreisen erheben
  • Fern- und Nachtzüge statt Kurzflüge buchen
  • Sharing-Angebote in dicht besiedelten Räumen nutzen
  • Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Velo fahren

Am grössten ist das Potenzial bei den Treibstoffen. Um Treibhausgasemissionen zu senken, müssen wir von fossilen Brennstoffen wie Benzin oder Diesel wegkommen. Elektroautos sind eine Alternative, sofern der Strom dafür erneuerbar hergestellt wird. Momentan wird auch an weiteren alternativen Treibstoffen geforscht.

KMU können einiges bewirken, indem sie ihre Firmenflotten modernisieren und dabei auf E-Mobilität setzen. Steigen Unternehmen um, ersetzen sie in kurzer Zeit viele Fahrzeuge. Dadurch lässt sich der Wandel beschleunigen.

Grünes Schienennetz: Die Anteile gewonnenen Stroms aus Wasserkraft

Grünes Schienennetz: Die Anteile gewonnenen Stroms aus Wasserkraft

Das Eisenbahnnetz der Schweiz gehört zu den besten der Welt. Und es ist nachhaltig. Im nahen Ausland sieht es in dieser Hinsicht deutlich schlechter aus. Dort kommen Lokomotiven zum Einsatz, die mit Diesel betrieben werden.

Verein umverkehR

Die Wirtschaft kann zudem Verkehr verhindern, indem sie moderne Arbeitsformen zulässt: Homeoffice führt zu weniger Verkehr, flexible Arbeitszeiten vermindern das Verkehrsaufkommen zu Spitzenzeiten. Ausserdem können Mitarbeitende verstärkt dazu motiviert werden, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

Wer in der Stadt wohnt, kann zudem ein Carsharing-Angebot nutzen und so auf ein eigenes Auto verzichten. Damit steigt die Auslastung der einzelnen Fahrzeuge. Ausserdem werden weniger Flächen für Parkplätze benötigt.

Flugverkehr im internationalen Vergleich

Flugverkehr im internationalen Vergleich

Die Schweiz fliegt doppelt so häufig wie ihre Nachbarländer. Bis 2030 wird zudem mit 20 Millionen mehr Flugpassagiere pro Jahr gerechnet.

Flugreisen müssen reduziert werden. Denn für sie gibt es bisher keine marktfähige Lösung, welche den Treibhausgasausstoss der Maschinen drastisch senken würde. Um die Emissionen zu verringern, können auch politische Instrumente eingesetzt werden: etwa eine sogenannte Lenkungsabgabe.

Damit ist eine Gebühr gemeint, welche zusätzlich zum Ticketpreis erhoben wird. Eine solche Abgabe kennen fast alle Länder in Europa, jeweils in unterschiedlicher Höhe.

Fakt ist: Wir wollen teurere Flugtickets.

72 %

der Schweizer Stimmberechtigten möchten gemäss einer Umfrage eine Lenkungsabgabe auf Flugtickets.

Quelle: Verein umverkehR

Die Gebühr macht einerseits das Fliegen teurer und damit unattraktiver. Andererseits werden durch die so generierten Einnahmen Projekte wie der Ausbau von Bahnnetzen oder die Erforschung von klimaneutralem Treibstoff finanziert.

In der Schweiz lehnte das Stimmvolk 2021 das CO₂-Gesetz ab, welches eine Lenkungsabgabe vorgesehen hätte. Die Massnahme wird aber politisch weiterhin diskutiert.

Weitere Informationen

Bundesamt für Umwelt: Klima - Das Wichtigste in Kürze

Agenda 2030: Länderbericht der Schweiz an die UNO

Bundesamt für Statistik: Fahrzeugbestand und Motorisierungsgrad

Verein umverkehR

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