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Klima & Energie

Krise bei Benzinern, Chance für E-Autos? Der Wandel von Europas Autoindustrie

Die Neuzulassungen von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor sind eingebrochen. Auch der Verkauf von batteriebetriebenen Autos lief 2024 nur schleppend. Nun zeichnet sich aber eine Trendwende ab.

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  • Der Marktanteil von Elektroautos steigt in Europa zwar weiter, stagniert aber zeitweise in einigen Ländern – unter anderem wegen ausgelaufener Förderungen und fehlender Ladeinfrastruktur.
  • Hybridfahrzeuge erleben einen Boom, da sie mehr Flexibilität bieten, aber sie reduzieren die Emissionen weniger stark als reine E-Autos.
  • Trotz zwischenzeitlicher Rückgänge legen die Neuzulassungen von E-Autos Anfang 2025 wieder zu, besonders in bisher zögerlichen Märkten wie Deutschland und Italien.

In vielen europäischen Ländern sind Elektroautos immer noch selten anzutreffen. Taucht doch einmal eines auf der Strasse auf, sorgt es für neugierige Blicke. Doch langsam wandelt sich das Bild auf den Strassen, und die Antriebsformen der Neuwagen ändern sich grundlegend. So nutzt bereits die Mehrheit der neu zugelassenen Autos eine alternative Antriebsform, sofern man Hybridautos hinzuzählt. Die Vorherrschaft des reinen Verbrenners ist damit gebrochen. Vor einigen Jahren sah das noch ganz anders aus.

Die Zulassungszahlen für Autos mit Verbrennungsmotoren entwickeln sich von 2015 bis 2019 stabil. Jährlich sind es europaweit rund 14 Millionen. Autos mit alternativen Antrieben spielen in dieser Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Die Zahl der batteriebetriebenen E-Autos steigt von 88 000 im Jahr 2015 auf 360 000 im Jahr 2019.

Im Jahr 2020 ändert sich das Bild deutlich: Die Zulassungen von Benzin- und Dieselautos brechen im ersten Corona-Jahr auf 8,9 Millionen ein. Gleichzeitig verdoppelt sich die Zahl der E-Autos.

Der Trend setzt sich fort: 2023 werden mehr als 2 Millionen Elektro-, 4,4 Millionen Hybrid- und nur noch 6,1 Millionen Verbrenner zugelassen.

2024 stagniert der Absatz der reinen E-Autos erstmals. Dafür steigt die Zahl der Hybridfahrzeuge auf über 5 Millionen.

Die Schweizerinnen und Schweizer kaufen 2024 sogar deutlich weniger E-Autos als im Jahr davor. Die Zahl der Neuzulassungen sinkt um 22 Prozent. Norwegen verzeichnet hingegen nochmals einen Anstieg um fast ein Drittel – nachdem es im Jahr davor einen Rückgang gab.

Förderungen laufen aus

Elektroautos kosten bei der Anschaffung immer noch rund 20 Prozent mehr als ein vergleichbarer Verbrenner, weshalb viele Regierungen den Kauf bezuschussen. Der Rückgang in Deutschland ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass die damalige Ampelregierung die Kaufprämie Ende 2023 ohne Vorankündigung abschaffte. Ausserdem hinkte der Ausbau der Ladesäulen der Nachfrage lange hinterher.

In der Schweiz gab es auf Landesebene bislang nur eine indirekte Förderung. So waren E-Fahrzeuge bis 2024 von der vierprozentigen Importsteuer ausgenommen. Der Bundesrat schaffte diese Befreiung jedoch ab. Mieter kritisieren hierzulande zudem die mangelnden Lademöglichkeiten in vielen Liegenschaften. Der dort verwendete Haushaltstrom ist deutlich günstiger als die bei öffentlichen Ladestationen anfallenden Tarife.

Der Anteil an E-Autos an den Neuzulassungen sinkt oder stagniert allerdings nur in manchen europäischen Ländern, in anderen wächst er. In Norwegen, Dänemark, den Niederlanden und Portugal legte er auch 2024 kräftig zu, in den beiden skandinavischen Ländern fahren jeweils mehr als 50 Prozent der neuen Autos mit Batterie.

Diese Länder bieten den Käufern von E-Autos umfangreiche Fördermassnahmen, wie hohe Steuerersparnisse und Prämien. Die Niederlande verfügen mit 10 öffentlichen Ladepunkten pro 1000 Einwohner zudem über die dichteste Ladeinfrastruktur.

Hybridautos boomen

Absolut betrachtet, entscheiden sich aber deutlich mehr Autokäuferinnen und -käufer für ein Fahrzeug mit Hybridantrieb statt für ein reines Elektroauto. Diese Autos nutzen sowohl elektrische als auch fossile Energiequellen und bieten somit eine grössere Flexibilität, wenn unterwegs der Strom ausgeht. Kritisiert wird allerdings, dass diese Antriebe die Emissionen nicht stark genug reduzierten.

Bei den Hybriden gibt es hauptsächlich zwei Varianten. Zum einen Autos, bei denen der Strom aus der Ausroll- und Bremsenergie sowie direkt vom Verbrennungsmotor stammt. Zum anderen sogenannte Plug-in-Hybride, die eine grössere Batterie haben, welche auch an Ladestationen aufgeladen werden kann. Ausserdem gibt es sogenannte Range-Extender mit einem kleinen Verbrennungsmotor, der die Batterie während der Fahrt lädt, aber keine Antriebsfunktion hat. Für das starke Wachstum sind vor allem Hybride ohne Möglichkeit zum Aufladen verantwortlich.

Toyota ist momentan der grösste Profiteur des Hybrid-Booms. Der japanische Autobauer ist bei dieser Antriebsform Marktführer. Auch bei der VW-Tochter Skoda läuft es gut. Marken des Stellantis-Konzerns wie Opel, Fiat oder Citroën haben die Absatzflaute bei den herkömmlichen Antrieben hingegen deutlich zu spüren bekommen.

Bei den meisten deutschen Autoherstellern entwickeln sich die Verkäufe in Europa jedoch erstaunlich robust. Trotzdem stehen auch Volkswagen, BMW und Mercedes unter grossem Druck. Wegen des rückläufigen China-Geschäfts und des harten Preiswettbewerbs sind bei den Konzernen jüngst die Gewinne eingebrochen. BMW schlägt sich derzeit noch am besten.

Einen besonders starken Rückgang bei den Absatzzahlen verzeichnete ausserdem Tesla – ein Hersteller, der ausschliesslich E-Autos verkauft. Nachdem die Zahl der Neuzulassungen 2024 in Europa bereits um 11 Prozent eingebrochen war, ging es in den ersten drei Monaten von 2025 im Vergleich zum Vorjahresquartal nochmals um 37 Prozent abwärts. Für die schlechten Zahlen könnten neben der zunehmenden Konkurrenz auch die politischen Aktivitäten von Elon Musk verantwortlich sein.

E-Autos legen wieder zu

Laut den Daten für das erste Quartal 2025 wächst die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos nun europaweit wieder. Während die Verbrenner gegenüber dem Vorjahresquartal nochmals um 22 Prozent verloren, legten die elektrischen Neuwagen um 28 Prozent zu. Damit liegen die E-Autos beim Wachstum ausserdem vor den Hybriden, die 21 Prozent mehr Zulassungen verzeichneten.

Besonders gross fiel der Anstieg in Ländern aus, die bisher mit der Elektromobilität gefremdelt hatten. In Deutschland stiegen die Neuzulassungen um 39 und in Italien sogar um 73 Prozent. Doch auch in Norwegen wuchs die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos kräftig. In der Schweiz nahm sie von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr mit 3 Prozent hingegen nur schwach zu.

Damit haben sich die Perspektiven für E-Autos 2025 wieder aufgehellt. Dazu tragen auch sinkende Preise durch günstigere Batterien und grösseren Wettbewerb bei. Ausserdem nehmen die Reichweiten der Elektroautos dank technologischem Fortschritt immer mehr zu.

Setzt sich das Wachstum fort, rücken batteriebetriebene Autos näher an die Spitze der Neuzulassungen und verdrängen Verbrenner und irgendwann auch die Hybride – das gilt jedoch vorerst nur für die Neuzulassungen.

Auf Europas Strassen fuhren laut der Internationalen Energieagentur im Jahr 2023 11 Millionen Elektroautos sowie Plug-in-Hybride. Das sind nur 4 Prozent aller Autos. Und monatlich kommen immer noch fast 400 000 neue Autos, die Benzin oder Diesel tanken, hinzu. Es wird daher noch Jahrzehnte dau

Florian Seliger, Ida Götz, «Neue Zürcher Zeitung» (12.05.2025)

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