In vielen europäischen Ländern sind Elektroautos immer noch selten anzutreffen. Taucht doch einmal eines auf der Strasse auf, sorgt es für neugierige Blicke. Doch langsam wandelt sich das Bild auf den Strassen, und die Antriebsformen der Neuwagen ändern sich grundlegend. So nutzt bereits die Mehrheit der neu zugelassenen Autos eine alternative Antriebsform, sofern man Hybridautos hinzuzählt. Die Vorherrschaft des reinen Verbrenners ist damit gebrochen. Vor einigen Jahren sah das noch ganz anders aus.
Die Zulassungszahlen für Autos mit Verbrennungsmotoren entwickeln sich von 2015 bis 2019 stabil. Jährlich sind es europaweit rund 14 Millionen. Autos mit alternativen Antrieben spielen in dieser Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Die Zahl der batteriebetriebenen E-Autos steigt von 88 000 im Jahr 2015 auf 360 000 im Jahr 2019.
Im Jahr 2020 ändert sich das Bild deutlich: Die Zulassungen von Benzin- und Dieselautos brechen im ersten Corona-Jahr auf 8,9 Millionen ein. Gleichzeitig verdoppelt sich die Zahl der E-Autos.
Der Trend setzt sich fort: 2023 werden mehr als 2 Millionen Elektro-, 4,4 Millionen Hybrid- und nur noch 6,1 Millionen Verbrenner zugelassen.
2024 stagniert der Absatz der reinen E-Autos erstmals. Dafür steigt die Zahl der Hybridfahrzeuge auf über 5 Millionen.
Die Schweizerinnen und Schweizer kaufen 2024 sogar deutlich weniger E-Autos als im Jahr davor. Die Zahl der Neuzulassungen sinkt um 22 Prozent. Norwegen verzeichnet hingegen nochmals einen Anstieg um fast ein Drittel – nachdem es im Jahr davor einen Rückgang gab.
Förderungen laufen aus
Elektroautos kosten bei der Anschaffung immer noch rund 20 Prozent mehr als ein vergleichbarer Verbrenner, weshalb viele Regierungen den Kauf bezuschussen. Der Rückgang in Deutschland ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass die damalige Ampelregierung die Kaufprämie Ende 2023 ohne Vorankündigung abschaffte. Ausserdem hinkte der Ausbau der Ladesäulen der Nachfrage lange hinterher.
In der Schweiz gab es auf Landesebene bislang nur eine indirekte Förderung. So waren E-Fahrzeuge bis 2024 von der vierprozentigen Importsteuer ausgenommen. Der Bundesrat schaffte diese Befreiung jedoch ab. Mieter kritisieren hierzulande zudem die mangelnden Lademöglichkeiten in vielen Liegenschaften. Der dort verwendete Haushaltstrom ist deutlich günstiger als die bei öffentlichen Ladestationen anfallenden Tarife.
Der Anteil an E-Autos an den Neuzulassungen sinkt oder stagniert allerdings nur in manchen europäischen Ländern, in anderen wächst er. In Norwegen, Dänemark, den Niederlanden und Portugal legte er auch 2024 kräftig zu, in den beiden skandinavischen Ländern fahren jeweils mehr als 50 Prozent der neuen Autos mit Batterie.
Diese Länder bieten den Käufern von E-Autos umfangreiche Fördermassnahmen, wie hohe Steuerersparnisse und Prämien. Die Niederlande verfügen mit 10 öffentlichen Ladepunkten pro 1000 Einwohner zudem über die dichteste Ladeinfrastruktur.
Hybridautos boomen
Absolut betrachtet, entscheiden sich aber deutlich mehr Autokäuferinnen und -käufer für ein Fahrzeug mit Hybridantrieb statt für ein reines Elektroauto. Diese Autos nutzen sowohl elektrische als auch fossile Energiequellen und bieten somit eine grössere Flexibilität, wenn unterwegs der Strom ausgeht. Kritisiert wird allerdings, dass diese Antriebe die Emissionen nicht stark genug reduzierten.
Bei den Hybriden gibt es hauptsächlich zwei Varianten. Zum einen Autos, bei denen der Strom aus der Ausroll- und Bremsenergie sowie direkt vom Verbrennungsmotor stammt. Zum anderen sogenannte Plug-in-Hybride, die eine grössere Batterie haben, welche auch an Ladestationen aufgeladen werden kann. Ausserdem gibt es sogenannte Range-Extender mit einem kleinen Verbrennungsmotor, der die Batterie während der Fahrt lädt, aber keine Antriebsfunktion hat. Für das starke Wachstum sind vor allem Hybride ohne Möglichkeit zum Aufladen verantwortlich.