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Der Samstag kann vielerorts der früheste Sommertag seit Messbeginn werden – wenn der Rekord nicht durch Saharastaub verhindert wird

An vielen Orten in der Schweiz werden am Samstag 28 Grad Celsius erwartet. So schnell wie die Wärme kommt, wird sie in der kommenden Woche aber auch wieder verschwinden.

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Der Samstag kann vielerorts der früheste Sommertag seit Messbeginn werden – wenn der Rekord nicht durch Saharastaub verhindert wird

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Am Wochenende ist Glace essen angesagt. Denn in der Schweiz und in Deutschland stehen die ersten Sommertage ins Haus. Das lässt sich den Vorhersagen mehrerer Wetterdienste entnehmen. Ein Sommertag ist nach meteorologischer Definition ein Tag mit einer Höchsttemperatur von 25 Grad oder mehr. Am Wochenende werden laut den Prognosen von Meteo Schweiz an vielen Orten 27 Grad erreicht, am Oberrhein laut dem Deutschen Wetterdienst vielleicht sogar 30 Grad.

So früh im Jahr ist ein Sommertag an den meisten Orten nördlich der Alpen noch nie aufgetreten. In Zürich Fluntern zum Beispiel liegt der bisherige Rekord viel später: Dort kletterte das Thermometer im Jahr 2007 am 14. April über die 25-Grad-Marke.

Ein Tiefdruckgebiet über dem östlichen Atlantik transportiere auf seiner Vorderseite warme Luft direkt von Nordafrika und Spanien nach Mitteleuropa, sagt der Meteorologe Daniel Köbele von Meteo Schweiz am Standort Flughafen Zürich. Damit wölbe sich über Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet mit warmer Luft auf. Die Wetterlage sei speziell im Frühling an sich nicht aussergewöhnlich, rekordverdächtig sei aber die grosse Wärme so früh im Jahr. In 1500 Meter Höhe werde eine Temperatur von 17 Grad Celsius erwartet.

Auf der Alpennordseite werde es auch Föhn geben, sagt Köbele, aber vermutlich werde er nicht sehr stark werden. Der Hauptgrund für die grosse Wärme sind demnach der Transport warmer Luft und das Absinken in dem Hochdruckgebiet über Mitteleuropa.

Dämpfen Staubpartikel die grosse Wärme?

Ein spezieller Faktor kann der sommerlich anmutenden Vorhersage allerdings in die Quere kommen: Staub. Genauer gesagt orangefarbener Saharastaub, der von starken Winden in der Wüste in die Luft gewirbelt und in einem Bogen über Spanien und Frankreich bis in die Schweiz und nach Deutschland transportiert wird.

Schweben viele Staubpartikel in der Höhe, dämpfen sie die Sonneneinstrahlung, und die Luft darunter kühlt spürbar ab. Schon an den Osterfeiertagen waren die Lufttrübung und der kühlende Effekt des Saharastaubs in Teilen Mitteleuropas wahrzunehmen.

Die Ausbreitung von Staub werde zum Beispiel von dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage in Reading und von der Universität Athen vorhergesagt, sagt Köbele. Die Menge lasse sich mittlerweile für die meisten Fälle gut prognostizieren. Solche Modelle seien nicht vollständig mit den Modellen zur Wettervorhersage gekoppelt. Darum sei die Auswirkung des Staubs auf die Dichte der Bewölkung, auf die Sonnenscheindauer und auf die Temperatur schwieriger abzuschätzen.

Saharastaub kann auch die Wolkenentstehung beeinflussen und Zirruswolken, hoch in der Atmosphäre, so dicht werden lassen, dass die Sonne kaum noch durchkommt. Für die Schweiz sei das nach derzeitiger Vorhersage aber frühestens ab Sonntag zu erwarten, sagt Köbele.

So schnell wie die Wärme kommen werde, so schnell werde sie sich auch wieder verziehen, erklärt der Meteorologe. Am Mittwoch und Donnerstag der kommenden Woche seien schon wieder leicht unterdurchschnittliche Temperaturen zu erwarten.

Sven Titz, «Neue Zürcher Zeitung» (04.04.2024)

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