Was hat Haarewaschen mit Klimaschutz zu tun? Eine ganze Menge, wie der Kosmetikkonzern L’Oréal aufzeigt. Rund 70 Prozent der CO₂-Emissionen eines Shampoos entstehen beim Erwärmen des Wassers. Die Antwort: spülungsfreie Conditioner und Trockenshampoos. Damit will L’Oréal nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher sensibilisieren, sondern auch aktiv zur Reduktion des Fussabdrucks beitragen. Diese Innovationen sind Teil eines umfassenden Nachhaltigkeitsprogramms, das unter anderem die Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wie Wasser vorsieht.
L’Oréal ist eines von wenigen Unternehmen, die sich bereits konkret auf den Klimawandel vorbereiten. Viele andere hingegen konzentrieren sich ausschliesslich auf Emissionsreduktion – ohne klare Strategie zur Anpassung an klimabedingte Risiken. Dies zeigt die neue Studie «Adaption & Resilience of Companies in the Face of Climate Change» von Quantis und ihrer Konzernmutter, der Boston Consulting Group (BCG).
Umdenken in Unternehmenswelt
Immer mehr Unternehmen beginnen, Klimarisiken systematisch zu erfassen und entsprechende Massnahmen abzuleiten. Während 2020 erst wenige Firmen ihre Risiken quantifizierten, hat sich diese Zahl bis 2023 vervierfacht.
Der Handlungsdruck wächst: Die globale Durchschnittstemperatur lag 2023 bereits 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau – ein Schwellenwert, den das Pariser Klimaabkommen eigentlich erst für 2050 vorsieht. Die Realität zeigt: Klimakatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren oder Hitzewellen sind längst Teil unseres Alltags – mit weitreichenden Folgen für die Wirtschaft.
Volkswagen zum Beispiel musste in den letzten Jahren mehrere Produktionslinien wegen Überschwemmungen stoppen. Auch General Motors war gezwungen, Werke aufgrund extremer Wetterereignisse vorübergehend zu schliessen. Die Konsequenzen: Lieferverzögerungen, Engpässe bei Rohstoffen, höhere Versicherungskosten und sinkende Unternehmenswerte.
Bis zu 25 Prozent Gewinneinbussen
Die klimabedingten Katastrophen haben sich in den letzten 25 Jahren verdreifacht. Allein 2023 verursachten sie Schäden von über 200 Milliarden US-Dollar – was ungefähr dem Bruttoinlandprodukt (BIP) Portugals entspricht. Die Tendenz bleibe steigend, prognostizieren Quantis und BCG. Sie gehen davon aus, dass gewisse Branchen bei einer Temperaturerhöhung von zwei Prozent mit Gewinneinbussen bis zu 25 Prozent rechnen müssen. «Unternehmen, die jetzt proaktiv handeln, können nicht nur Risiken reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern», sagt Allon Zeitoun, Global Leader von Quantis und Mitautor der Studie. Voraussetzung ist eine systematische Bewertung klimabedingter Risiken – über Standorte, Lieferketten und Märkte hinweg – und ein konkreter Anpassungsfahrplan.
Da der Aufbau von Klimaresilienz oft mit Investitionen verbunden ist, empfiehlt die Studie, stärker auf branchenweite Kooperationen zu setzen. Auch der Finanzsektor hat eine zentrale Rolle: Er kann Investitionen in Anpassungsmassnahmen fördern und gezielt Anreize setzen.