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Waldbrände sind eine Folge des sich rasant zuspitzenden Klimawandels. Sie haben in den vergangenen Monaten enorme Schäden verursacht. Foto: Adobe Stock

Wirtschaft Partner Inhalt: Boston Consulting Group (BCG)

Klimawandel: Auch für Unternehmen drängt die Zeit

Immer mehr Unternehmen reduzieren ihre Treibhausgasemissionen – ein wichtiger Schritt. Doch das allein reicht nicht. Wer auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben will, muss sein Geschäftsmodell und seine Strategie an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von Quantis und der Boston Consulting Group (BCG), die praxisnahe Lösungsansätze aufzeigt.

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Klimawandel: Auch für Unternehmen drängt die Zeit

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Was hat Haarewaschen mit Klimaschutz zu tun? Eine ganze Menge, wie der Kosmetikkonzern L’Oréal aufzeigt. Rund 70 Prozent der CO₂-Emissionen eines Shampoos entstehen beim Erwärmen des Wassers. Die Antwort: spülungsfreie Conditioner und Trockenshampoos. Damit will L’Oréal nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher sensibilisieren, sondern auch aktiv zur Reduktion des Fussabdrucks beitragen. Diese Innovationen sind Teil eines umfassenden Nachhaltigkeitsprogramms, das unter anderem die Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wie Wasser vorsieht.

L’Oréal ist eines von wenigen Unternehmen, die sich bereits konkret auf den Klimawandel vorbereiten. Viele andere hingegen konzentrieren sich ausschliesslich auf Emissionsreduktion – ohne klare Strategie zur Anpassung an klimabedingte Risiken. Dies zeigt die neue Studie «Adaption & Resilience of Companies in the Face of Climate Change» von Quantis und ihrer Konzernmutter, der Boston Consulting Group (BCG).

Umdenken in Unternehmenswelt

Immer mehr Unternehmen beginnen, Klimarisiken systematisch zu erfassen und entsprechende Massnahmen abzuleiten. Während 2020 erst wenige Firmen ihre Risiken quantifizierten, hat sich diese Zahl bis 2023 vervierfacht.

Der Handlungsdruck wächst: Die globale Durchschnittstemperatur lag 2023 bereits 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau – ein Schwellenwert, den das Pariser Klimaabkommen eigentlich erst für 2050 vorsieht. Die Realität zeigt: Klimakatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren oder Hitzewellen sind längst Teil unseres Alltags – mit weitreichenden Folgen für die Wirtschaft.

Volkswagen zum Beispiel musste in den letzten Jahren mehrere Produktionslinien wegen Überschwemmungen stoppen. Auch General Motors war gezwungen, Werke aufgrund extremer Wetterereignisse vorübergehend zu schliessen. Die Konsequenzen: Lieferverzögerungen, Engpässe bei Rohstoffen, höhere Versicherungskosten und sinkende Unternehmenswerte.

Bis zu 25 Prozent Gewinneinbussen

Die klimabedingten Katastrophen haben sich in den letzten 25 Jahren verdreifacht. Allein 2023 verursachten sie Schäden von über 200 Milliarden US-Dollar – was ungefähr dem Bruttoinlandprodukt (BIP) Portugals entspricht. Die Tendenz bleibe steigend, prognostizieren Quantis und BCG. Sie gehen davon aus, dass gewisse Branchen bei einer Temperaturerhöhung von zwei Prozent mit Gewinneinbussen bis zu 25 Prozent rechnen müssen. «Unternehmen, die jetzt proaktiv handeln, können nicht nur Risiken reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern», sagt Allon Zeitoun, Global Leader von Quantis und Mitautor der Studie. Voraussetzung ist eine systematische Bewertung klimabedingter Risiken – über Standorte, Lieferketten und Märkte hinweg – und ein konkreter Anpassungsfahrplan.

Da der Aufbau von Klimaresilienz oft mit Investitionen verbunden ist, empfiehlt die Studie, stärker auf branchenweite Kooperationen zu setzen. Auch der Finanzsektor hat eine zentrale Rolle: Er kann Investitionen in Anpassungsmassnahmen fördern und gezielt Anreize setzen.

Allon Zeitoun

«Unternehmen, die jetzt proaktiv handeln, können nicht nur Risiken reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.»

Allon Zeitoun

Global Leader von Quantis

Vorbildunternehmen zeigen den Weg

Einige Konzerne gehen bereits voran: PepsiCo und Walmart investieren gemeinsam 120 Millionen US-Dollar in regenerative Landwirtschaft, um ihre Versorgung mit Rohstoffen langfristig zu sichern. Schneider Electric wiederum verfolgt eine Dual-Sourcing-Strategie, um Lieferengpässen vorzubeugen. Der französische Reifenhersteller Michelin reduziert mit einem geschlossenen Wasserkreislaufsystem seine Abhängigkeit von externen Wasserquellen.

Die Botschaft ist klar: Jedes Unternehmen kann seinen eigenen Weg der Anpassung finden – entscheidend ist, dass es schnell handelt.


«Einige börsenkotierte Unternehmen denken zu kurzfristig»

Der Klimawandel ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Patrick Dupoux, Chairman von Quantis und Senior Partner bei BCG, und Allon Zeitoun, Global Leader von Quantis, erklären im Gespräch, welche Chancen sich bieten – und warum Schweizer Unternehmen besonders gut aufgestellt sind.

Was hat Sie an Ihrer Studie «Adaption & Resilience of Companies in the Face of Climate Change» am meisten überrascht?

Patrick Dupoux: Wie stark die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels bereits heute sind! In einer früheren Studie mit dem Weltwirtschaftsforum haben wir aufgezeigt, dass klimabedingte Katastrophen in den letzten 25 Jahren Schäden von über 3,6 Billionen US-Dollar verursacht haben. Wenn wir nicht handeln, könnte das globale BIP bis zum Ende des Jahrhunderts um 20 Prozent sinken. Gleichzeitig sehen wir: Schon mit gezielten Investitionen in Höhe von 2 Prozent des globalen BIP lassen sich die grössten Verluste vermeiden. Dabei braucht es sowohl Reduktionsmassnahmen («Mitigation») als auch konkrete Anpassung («Adaption»).

Allon Zeitoun: Mich erstaunt, wie unterschiedlich Unternehmen auf die Risiken reagieren – selbst innerhalb derselben Branche. Manche agieren sehr vorausschauend, analysieren ihre gesamten Wertschöpfungsketten und reduzieren nicht nur Emissionen, sondern diversifizieren auch aktiv. Andere beschränken sich auf Notfallpläne – wie vor zehn Jahren.

Warum berücksichtigen erst wenige Geschäftsmodelle den Klimawandel?

Dupoux: Das hat verschiedene Gründe. Einige CEOs börsennotierter Unternehmen sind kurzfristiger orientiert als etwa jene in Familienunternehmen. Nachhaltige Investitionen verhindern zukünftige Schäden, bringen aber nicht sofort Rendite – der Rechtfertigungsdruck ist höher. Und: Der regulatorische Rahmen – etwa die EU-Richtlinie CSRD zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – befindet sich im Wandel. Besonders Scope-3-Emissionen entlang der Lieferkette sind schwer zu messen.

Gibt es Branchen, die die Klimarisiken unterschätzen?

Zeitoun: Alle Branchen unterschätzen die Risiken, aber manche sind weiter. Versicherungen analysieren Klimarisiken bereits sehr fundiert. Auch Telecom-Unternehmen zeigen Weitsicht, weil ihre Infrastrukturen besonders anfällig sind. Die Lebensmittelindustrie steht hingegen noch am Anfang – obwohl sie wohl am stärksten betroffen sein wird.

Dupoux: Gerade hier kann Technologie wie Künstliche Intelligenz einen Unterschied machen – etwa durch präzisere Klimamodelle oder optimierte Ernteprognosen.

Auch regulatorische Änderungen stellen ein Risiko dar. Treffen diese KMU besonders hart?

Dupoux: Ich halte die Umweltgesetzgebung für unverzichtbar, sehe aber zwei Fallstricke. Zu strenge Vorschriften in Europa verlagern die Produktion in Länder ohne Klimaauflagen. Und ständige Änderungen überfordern die KMU. Sie brauchen Planungssicherheit.

Was ist Ihr wichtigster Tipp für Schweizer Unternehmen?

Zeitoun: Die Schweiz hat eine ausgeprägte Risikokultur und eine grosse Innovationskraft – beste Voraussetzungen, um klimaresiliente Lösungen zu entwickeln. Jetzt gilt es, diese Stärken gezielt zu nutzen.

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Allon Zeitoun Global Leader von Quantis

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Patrick Dupoux Chairman von Quantis und Senior Partner bei BCG

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von Boston Consulting Group (BCG) erstellt.

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