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Die Kontroverse
Klima & Energie

Ist Wintersport nachhaltig?

Traumhafte Berggipfel, glitzernde Schneehänge, dazu ein strahlend blauer Himmel: Skifahren und Snowboarden in alpiner Bilderbuchkulisse bieten Wintervergnügen pur. In Zeiten des Klimawandels und eines gestiegenen Umweltbewusstseins mehren sich jedoch die Zweifel, ob man noch guten Gewissens auf die Piste gehen kann. Nachhaltigkeit und Wintersport – passt das zusammen?

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Der Skibetrieb belastet die Natur und ist alles andere als nachhaltig.

Skifahren gefährdet alpine Naturlandschaften. Der Skibetrieb ist mit erheblichen Eingriffen in bestehende Ökosysteme verbunden. Für das Anlegen neuer Pisten und den Ausbau von Skigebieten werden Wälder gerodet und Böden planiert, was wiederum die Gefahr für Geröll- und Schlammlawinen nach der Wintersaison erhöht. Der Flächenbedarf ist immens und betrifft nicht allein die Pisten. Denn auch durch den Bau von Strassen, Hotels, Seilbahnen und Parkplätzen geht wertvoller Lebensraum für heimische Pflanzen und Tieren verloren.

Schneekanonen verbrauchen Unmengen Wasser. Zunehmend problematischer wird der Wintersport angesichts der schleichenden Erderwärmung. In den Alpen ist die Durchschnittstemperatur in den letzten hundert Jahren um zwei Grad gestiegen, doppelt so viel wie im globalen Mittel. Ohne Schneekanonen geht darum vielerorts nichts mehr. Doch die Beschneiungsanlagen benötigen Wasser in grossen Mengen. Um den Bedarf zu decken, müssen in Reichweite der Pisten eigens Speicherseen angelegt werden. Pro Hektar wird bei der künstlichen Beschneiung jährlich schätzungsweise etwa eine Million Liter Wasser verbraucht. In den Alpen führen einige Flüsse schon bis zu 70 Prozent weniger Wasser als vor Einführung der Schneekanonen, wie die Umweltorganisation WWF hervorhebt.

Beschneiungsanlagen und Skilifte sind Energiefresser. Das Beschneien kilometerlanger Pisten verbraucht ebenso wie der Betrieb der Liftanlagen enorme Mengen an Energie. Allein für einen Hektar Kunstschnee ist eine Energiemenge von etwa 20 000 Kilowattstunden nötig, wie Fachleute errechnet haben. Alpenweit kommen so 600 Gigawattstunden zusammen, was dem jährlichen Stromverbrauch von rund 130 000 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Der Energieverbrauch kann daher zu einem riesigen ökologischen Fussabdruck führen, insbesondere wenn die verwendete Energie nicht aus erneuerbaren Quellen wie Wind- oder Wasserkraft stammt.

Fahrten in die Skigebiete belasten das Klima. Der winterliche Run auf die Skigebiete führt oft zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und damit zu beträchtlichen Treibhausgasemissionen. Das verschlechtert die Klimabilanz der Skiregionen erheblich. Studien zufolge sind etwa 85 Prozent des CO₂-Ausstosses im Wintertourismus auf die An- und Abreise mit dem Auto zurückzuführen.

Der Skibetrieb ist zwar ökologisch sehr bedenklich, kann aber nachhaltig gestaltet werden.

Skitourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auf das Skifahren zu verzichten, sei auch keine Lösung, sagen Tourismusforscher. Skifahren mache Freude, sei gesund und habe für das gemeinsame Erleben von Natur und Winterlandschaft einen hohen Stellenwert. Aber auch aus Nachhaltigkeitsperspektive gibt es gute Gründe für den Wintersport. Denn der hat bei allen ökologischen Minuspunkten auch eine soziale Komponente: Er ist für zahlreiche Alpendestinationen eine wichtige Einnahmequelle – weit mehr als Wellness- oder Wandertourismus. Und er schafft Arbeitsplätze in ehemals strukturschwachen Regionen.

Skiregionen engagieren sich für die Umwelt. Nicht wenige Wintersportorte, Hotels und Bergbahnen haben die Zeichen der Zeit erkannt und haben begonnen, nachhaltigere Konzepte einzuführen und die negativen Auswirkungen des Wintertourismus zu verringern. Durch die Unterstützung von umweltfreundlichen Initiativen und Naturschutzprogrammen tragen sie dazu bei, den Skibetrieb nachhaltiger zu gestalten und empfindliche alpine Lebensräume zu bewahren. Es wird in energieeffiziente Anlagen investiert. Viele Skiregionen ergreifen auch konkrete Massnahmen zur Verringerung des Energie- und Wasserverbrauchs, indem sie zum Beispiel bewusst in umweltfreundliche Infrastruktur wie energieeffiziente Liftanlagen oder Gebäude investieren. Sie realisieren zudem Konzepte zur Abfallvermeidung und forcieren das Recycling.

Regeln für möglichst nachhaltige Skiferien beachten. Auch wenn es wirklich umweltfreundliches Skifahren nicht gibt: Wer auf diesen Freizeitspass nicht verzichten möchte, kann gleichwohl einen Beitrag dazu leisten, um die negativen Auswirkungen des Wintersports zu verringern. Er oder sie kann zum Beispiel Skigebiete auswählen, die sich zu einem umweltfreundlichen Tourismus verpflichtet haben. Solche Destinationen verzichten zum Beispiel auf künstlich präparierte Pisten, bieten eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, nutzen regenerative Energien und lassen nur eine bestimmte Menge an Skifahrerinnen und Skifahrer auf den Berg, um eine Überfüllung der Pisten zu vermeiden.

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