Auch eine Chance aufzuklären und zu lernen
Volksfeste sind ökologisch ein No-Go, können aber nachhaltig gemanagt werden
Eine Frage des Konzepts: Dass Volksfeste die Umwelt durch Ressourcenverbrauch und Emissionen aller Art belasten, steht ausser Frage. Entscheidend ist, ob die Organisatoren auf Faktoren wie Energie- und Wasserverbrauch achten und nachhaltige Konzepte entwickelt haben – so wie zum Beispiel das Züri Fäscht oder das Münchner Oktoberfest.
Einsatz von Öko-Strom: Nachhaltigkeit hängt davon ab, wie die auf Volksfesten verbrauchten Energiemengen erzeugt werden. Wenn erneuerbare Energiequellen wie Solarenergie oder Windkraft verwendet werden, kann dies die Nachhaltigkeit verbessern. Auf dem Münchner Oktoberfest zum Beispiel werden alle öffentlichen Bereiche auf dem Gelände mit Öko-Strom betrieben. Auch die Schausteller, Marktkaufleute und Festzelt-Wirte werden damit versorgt. Eines der riesigen Zeltdächer ist zudem mit Sonnenkollektoren ausgestattet.
Recycling der Abfälle: Jedes Volksfest sollte heute über ein effizientes Abfallmanagement-System verfügen, das ein umfassendes Recycling fördert. Um das Müllaufkommen zu verringern, ist es auf manchen Volksfesten inzwischen verboten, Speisen und Getränke auf Einweggeschirr und in Getränkedosen zu servieren. Am Züri Fäscht 2023 wurde auch erstmals in der Schweiz ein Abfallkonzept mit Fokus auf Recycling bei einem Volksfest mit über zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern realisiert. Mit Unterstützung von 400 sogenannten Recycling-Heroes ist es gelungen, die Kehrichtmenge (also den nicht wiederverwendbaren und nicht rezyklierbaren Abfall) um 20 Prozent zu reduzieren.
Anreise ohne Privatfahrzeuge: Veranstalter fördern die Nachhaltigkeit ihrer Volksfeste, indem sie den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmittel erleichtern und Veloabstellplätze bereitstellen. Immer häufiger werden auswärtige Besucherinnen und Besucher dazu aufgefordert, mit Zug, Bus oder Tram anzureisen, Carsharing-Angebote zu nutzen und Mitfahrgemeinschaften zu bilden.
Wasser-Recycling: Volksfeste benötigen Wasser für Essenszubereitung, sanitäre Anlagen und Reinigungszwecke. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser Ressource ist mitentscheidend, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Eine Massnahme zur Wassereinsparung ist die Einrichtung von Wasser-Recycling-Anlagen, wie dies auf dem Münchner Oktoberfest der Fall ist. Dabei wird Nachspülwasser der Bierkrug-Spülmaschinen aus mehreren Festzelten aufbereitet. Anschliessend kann das Wasser für die Zelt-Toiletten verwendet werden.
Lebendige Traditionen fördern: Man sollte bei aller Kritik nicht vergessen, dass Volksfeste oft ein wichtiger Teil der Kultur und der sozialen Bindungen einer Gemeinschaft sind. Die Förderung von kulturellen Aktivitäten und Traditionen kann zur Nachhaltigkeit beitragen, indem sie die lokale Identität und die Gemeinschaft stärken. Ausserdem kann auch aktiv auch nachhaltige Praktiken hingewiesen werden – womit Volksfeste gleich noch einen Bildungscharakter erhalten.