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Teilnehmende der Session Romandie beim Apero

Bild: NZZ

Produktion & Konsum

Kreislaufwirtschaft im Weinbau: So entsteht ein nachhaltiger Tropfen

Wie lässt sich Kreislaufwirtschaft im Weinbau umsetzen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe der «Sustainable Switzerland Session Romandie». Drei Referierende gaben konkrete Einblicke – von Schafen im Rebberg bis zu waschbaren Weinflaschen.

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Kreislaufwirtschaft im Weinbau: So entsteht ein nachhaltiger Tropfen

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  • Sustainable Switzerland lud auf ein Weingut ein, um zu zeigen, wie Kreislaufwirtschaft im Weinbau funktionieren kann.
  • Zwei Winzerbetriebe aus der Region demonstrierten, wie Biodiversität, erneuerbare Energien und ressourcenschonende Vinifikation erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden.
  • Mit Projekten wie wiederverwendbaren Weinflaschen soll die Umweltbelastung reduziert und die Logistik im Weinbau nachhaltiger gestaltet werden.

Der Veranstaltungsort passte ideal zum Thema: das Weingut La Capitaine in Gland (VD). Bei schönstem Wetter trafen die 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Terrasse des Weinguts ein. Die «Session Romandie» bietet Fachleuten und Interessierten im Bereich Nachhaltigkeit eine Plattform, um Ideen und Wissen auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft zu suchen.

Pionierarbeit in La Côte

Inmitten der Weinregion La Côte gelegen, wird das Gut seit 1990 von Reynald Parmelin geführt. Er gilt als Pionier des biologischen Anbaus in der Schweiz. Seit über drei Jahrzehnten entwickelt er Methoden, um Weinbau ressourcenschonend zu gestalten. Diese Arbeit trifft auf die Konzepte von Walter Stahel, der die Veranstaltung als erster Referent eröffnete.

Der Schweizer Ökonom Stahel gilt als Vordenker der Kreislaufwirtschaft. Seit über 50 Jahren befasst er sich mit der Frage, wie sich das Gleichgewicht zwischen Natur und Ressourcen erhalten lässt und wie verantwortungsvoll produziert werden kann. «Die Basis dafür ist, Produkte möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten – durch Wiederverwendung, Reparatur, Aufarbeitung und funktionale Dienstleistungen», erklärte Stahel.

Der Schweizer Ökonom Walter Stahel beim Podiumsgespräch an der Session Romandie. Bild: NZZ

Wie diese Prinzipien im Weinbau konkret umgesetzt werden können, zeigte Winzerin Laura Paccot vom Familiengut La Colombe in Féchy. «Kreislaufwirtschaft im Weinbau beginnt beim verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen», betonte Paccot. So verzichtet La Colombe etwa auf Herbizide und setzt auf mechanische Bodenbearbeitung. «Auch Schafe werden eingesetzt: Sie fressen das Gras, sorgen für Dünger und verringern die Erosionsgefahr.» Ein weiterer Faktor sei der Rebschnitt, um möglichst resistente, gesunde und langlebige Rebstöcke zu fördern.

Erneuerbare Energie und Biodiversität im Fokus

Um die Biodiversität in den Weinreben zu fördern, integrierte der Winzer Reynald Parmelin Bienenstöcke, Insektenhotels und eine vielfältige Fauna in seine Weinberge. Das Domaine La Capitaine verwendet einzig natürliche Pflanzenschutzmittel und produziert dank Solarpanels eigenen Strom.

Die Winzer Reynald Parmelin und Laura Paccot (l.) erzählen bei der Podiumsdiskussion über ihre Bemühungen für Kreislaufwirtschaft im Weinbau. Bild: NZZ

Auch bei der Weinherstellung legen beide Weingüter Wert auf Effizienz. Nebenprodukte wie Traubentrester werden kompostiert, mit Mist vermischt und dies dann in den Rebbergen ausgebracht. Bei der Vinifikation spielt die Hefe eine zentrale Rolle: Sie wird ohne Zusätze verwendet und teilweise in eigenen Hefebanken wiederverwendet.

Flaschen mit Zukunft

Aber was passiert mit den Flaschen? Laut Walter Stahel gehört das Recyclen der Weinflaschen zum letzten Schritt. Derzeit ist dieser Prozess allerdings wenig umweltfreundlich, da Schweizer Glasflaschen ins Ausland gebracht werden, um dort aufwändig recycelt zu werden.

Das Unternehmen Univerre Pro Uva setzt daher auf Wiederverwendung. «Mit dem Projekt Bottle Back wollen wir waschbare, standardisierte Weinflaschen in der Schweiz etablieren», so Désirée Georges, Chief Communication Officer von Univerre und letzte Referentin des Abends. Die Flaschen könnten von verschiedenen Weingütern genutzt werden, was die Lebenszyklen verlängert, CO2 reduziert und die Logistik vereinfacht. Auch das Domaine La Colombe unterstützt das Projekt.

Ausklang mit Geschmack

Inspiriert von den Referaten und Diskussionen versammelten sich die Gäste zum Anschluss wieder auf der Terrasse des Guts. Bei einem vegetarischen Apéro Riche begleitet von Weinen der beiden Weingüter entstanden angeregte Gespräche zur Kreislaufwirtschaft. Ein Rundgang durch das Weingut rundete den Abend ab.

Teilnehmer der Romandie Session tauschen sich nach dem offiziellen Programmteil auf dem Weingut untereinander aus. Bild: NZZ

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