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Nutri-Score Label

Bild: Getty Images

Produktion & Konsum

Lebensmittelsteuern und Verbote: Gut für die Nachhaltigkeit - schlecht für die Konsumenten

Nachhaltige Ernährung rückt in den Fokus der Politik – und damit auch die Frage, wieviel Verantwortung bei der Lebensmittelwahl die Konsumenten tragen. Eine neue Agroscope-Studie zeigt, welche politischen Massnahmen und Strategien wirken und welche für Unmut sorgen.

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Lebensmittelsteuern und Verbote: Gut für die Nachhaltigkeit - schlecht für die Konsumenten

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Im Zeitalter des Klimawandels und der wachsenden Bevölkerung wird die Förderung einer nachhaltigen Ernährung immer dringlicher – nicht nur aus ökologischer Sicht. Landwirtschaftliche Selbstversorgung und Tierwohl rücken immer stärker in den Fokus der Ernährungswirtschaft. Wie auch die menschliche Gesundheit: Gemäss World Obesity Atlas soll schlechte Ernährung bis im Jahr 2035 dazu führen, dass rund 51 Prozent der Weltbevölkerung – über vier Milliarden Menschen – entweder übergewichtig oder fettleibig sind.

Die Ernährung umzustellen ist dementsprechend schwierig. Kulturelle und sozioökonomische Aspekte steuern unser Verhalten – von der Wahl des Fleisches bis zur Akzeptanz von Zusatzstoffen. Hinzu kommt der mal mehr, mal weniger subtile Einfluss der Produzenten, zum Beispiel durch Marketinginstrumente und -strategien. Was letzten Endes greift, sind politische Massnahmen. Nur lässt sich darüber streiten, wie invasiv diese sein dürfen.

Verbote sind bei den Konsumenten unbeliebt

Diesem Thema haben sich Agroscope-Forschende rund um Lebensmittel- und Konsumentenforscherin Jeanine Ammann angenommen. In einer neuen Studie hat Agroscope verschiedene, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete, politische Massnahmen auf deren Wirkung untersucht. Unterschieden wurde dabei nach vier Kategorien: Von informationsbasierten Methoden wie Labels oder Informationskampagnen über sogenannte Nudges – also konkrete Kaufanreize –, marktorientierte Massnahmen wie Steuern bis hin zu Regulierungsinstrumenten in Form von Verboten. In ihrer Härte nehmen die Massnahmen dementsprechend zu.

Wenig überraschend zeigt die Studie dann auch, das invasive Strategien wie Steuern oder Verbote wenig beliebt sind. Projektleiterin Jeanine Ammann: «Bei einem Label können die Kundinnen und Kunden selbst entscheiden, ob sie darauf achten wollen oder nicht – auch wenn das Produkt nicht nachhaltig ist. Bei einer Fleischsteuer wären aber direkt alle Konsumenten betroffen. Steuern sind auch mit einem Zwang verbunden und darum in der Gesellschaft weniger akzeptiert.»

Labels gibt es viele - zu viele

Resultate der Studie zeigen deutlich: Je strenger die Massnahmen, desto besser die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit. Labels oder Anreize – zum Beispiel Aufrufe zu einem fleischfreien Monat – sind zwar weit verbreitet, tragen jedoch auch deutlich weniger zur Nachhaltigkeit bei als Steuern, Subventionen oder gar Verbote. «Labels und Nudges führen zu rund 10 Prozent klimafreundlicherem Konsum. Das ist vergleichsweise wenig», sagt Ammann. Für die Sensibilisierung der Bevölkerung seien diese weicheren Ansätze aber essenziell. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit würde so langsam gestärkt.

Ein Problem sei heute jedoch die schiere Menge an Labels. Ammann: «Die Konsumentinnen und Konsumenten verbringen wenig Zeit vor dem Regal und müssen innert kürzester Zeit eine Entscheidung treffen. Dabei sollte das Label einfach verständlich und übersichtlich sein – und da stellt sich die Frage, welche Labels am zielführendsten sind.» Gemäss Ammann wäre ein Ampelsystem ähnlich dem Nutri-Score sinnvoll, das den Verbrauchern auf einen Blick Informationen zur Nachhaltigkeit eines Produktes liefert.

Über konkrete Massnahmen entscheidet letzten Endes die Politik. «Unsere Aufgabe ist primär, Zusammenhänge und Anhaltspunkte aufzuzeigen. Agroscope liefert die Grundlagen, was die Politik daraus macht, liegt nicht in unseren Händen », so Jeanine Ammann.

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