Im Interview mit Sustainable Switzerland erklärt der CEO und Mitgründer von Yeastup, Daniel Gnos, warum sein Produkt «Yeastin» anderen veganen Proteinen überlegen ist – und was ihm der Gewinn des SEIF UBS Award for Social Innovation 2023 bedeutet.
Herr Gnos, direkt gefragt: War Yeastup eine «Bieridee»?
Daniel Gnos: Im Gegenteil. Ich bin Lebensmitteltechnologe und habe lange in der Lebensmittelindustrie gearbeitet. Die Idee, ein hochwertiges Protein und Fasern aus der Überschusshefe von Brauereien herzustellen, ist über längere Zeit in mir herangereift. Dann erfuhr ich von einem alten ETH-Projekt rund um Hefe. Das hat mir einen Motivationsschub gegeben. Dass dieses «Kraftmittel» als Futter für Tiere endet, ist nicht mehr zeitgemäss. Proteine begleiten mich schon lange, da ich selbst Kraftsport betreibe und versuche, mich gesund zu ernähren.
Wie ist es von der Idee zu konkreten Schritten gekommen?
Zuerst galt es in unzähligen Versuchen herauszufinden, wie sich die wertvollen Inhaltsstoffe aus der gebrauchten Hefe gewinnen lassen. Den Basisprozess dazu entwickelten wir mit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, unter anderem dank Fördergeldern des Kantons Aargau. Mit Urs Briner fand ich einen erfahrenen Mitgründer. 2020 mitten in der Covid-Pandemie gründeten wir Yeastup formell.
Wie haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?
Urs verfügt über viel Know-how in Sachen Strategie, Finanzen und IT, während ich Entwicklung, Marketing und Sales vorantreibe. Gemeinsam formierten wir unser Team. Es ist erfolgsentscheidend, dass sich die Kompetenzen im Team ergänzen. Darauf achten auch Investoren.
Yeastup hat das Produkt «Yeastin» entwickelt. Was ist das?
Yeastin ist ein natives Proteinpulver. Speziell daran ist, dass es die richtige Menge an essenziellen Aminosäuren – die Grundbausteine für Proteine – mitbringt. Dieses vegane Aminosäureprofil ist so hochwertig wie jenes tierischer Proteine. Alle anderen pflanzlichen Proteine, auch das beliebte Erbsenprotein, können von unserem Körper weniger gut verwertet werden. Dabei müssen wir weder Tiere noch Pflanzenkulturen züchten. Nebst Yeastin gewinnen wir auch Polysaccharide aus der Hefezellwand. Diese besonderen Kohlenhydrate, wie etwa Beta-Glucane, vermarkten wir als hochwertige Ballaststoffe unter der Marke «UpFiber».
Planen Sie weitere Produkte?
Zuerst wollen wir unseren Produkten zum Durchbruch verhelfen. Yeastup ist im Business-to-business-Bereich tätig. Wir wenden uns nicht direkt an Konsumentinnen und Konsumenten, sondern beliefern vor allem die Lebensmittelindustrie. Die Nachfrage nach unserem Yeastin Protein ist bereits gross. Es ist vielseitig einsetzbar – vom Proteinriegel über Fleischalternativprodukte bis zu Käsealternativen und Nahrungsergänzungsmitteln. Für unsere Ballaststoffe sehe ich neben deren gesundheitlichen und funktionell vorteilhaften Eigenschaften auch in der Kosmetikindustrie interessante Perspektiven.
Nehmen wir an, Yeastup startet durch: Bekommen Sie ausreichend Hefe?
Ja. Wir haben uns die Versorgung über 10 Jahre hinweg europaweit gesichert. Derzeit produzieren wir kleinere Mengen im Kanton Fribourg, in Zukunft in den Niederlanden. Wir stellen in einer ersten Phase keine eigene Fabrik auf, sondern geben die Produktion bei Partnern in Auftrag.