Eine Tafel Schoggi für 10 bis 15 Franken? Seit Wochen bewegt Dubai-Schokolade die Welt. Und ein Ende des Konsumrauschs ist nicht abzusehen. Geschmacklich passt die Süssigkeit zu dem Tiktok-Kosmos, dem der groteske Boom entsprang: zu aufdringlich, zu künstlich, zu unausgewogen. Das ist schade um die leckeren Pistazien, die massenhaft zu einem grünen Brei verarbeitet werden, um die Nachfrage zu stillen. Doch welche Folgen hat der Pistazien-Hype für die Umwelt?
Sei es im Croissant, Tiramisu oder einfach nur als Crème – die Frucht steht seit längerem hoch im Kurs. Das macht das grüne Gold knapp und wohl bald auch teurer: Weltweit sei die Nachfrage explodiert, sagen Rohstoffexperten des Branchenportals Mundes Agri. Die Anbaufläche wächst, während gleichzeitig versucht wird, mit viel Wasser mehr Pistazien aus Böden und Pflanzen herauszupressen.
Die Frucht von Pistacia vera, wie der Laubbaum botanisch heisst, wird fälschlicherweise für eine Nuss gehalten, obwohl sie wie Cashew und Mandel eine Steinfrucht ist. Pistazienbäume werden zehn bis fünfzehn Meter hoch und können einige hundert Jahre alt werden.
Die wilde Form hat ihren Ursprung in Vorder- und Zentralasien. Gezielt kultiviert wird die Pistazie seit der Antike, und schon immer schätzten die Menschen ihren hohen Nährwert. Die Pistazie ist gesund und schmackhaft und wird auch als Heilmittel verehrt, obwohl es dafür kaum wissenschaftliche Evidenz gibt. Klar ist nur: Sie enthält viele mehrfach ungesättigte Fette, viel Protein, Magnesium, Vitamine und Antioxidantien. Es scheint, als hätte der Gesundheits-Hype unserer Tage den Pistazien-Hype erst möglich gemacht. Nach Europa gelangte die Pistazie mit Alexander dem Grossen. Als dieser im vierten Jahrhundert vor Christus Persien erobert hatte, brachte er die Frucht in seine Heimat, unter Kaiser Tiberius verbreitete sie sich in Italien und Spanien. Erst im 19. Jahrhundert schaffte es die Pistazie auch in die Neue Welt.
1000 Tonnen gelangen jedes Jahr in die Schweiz
Heute ist Kalifornien der Hauptproduzent für Pistazien, mehr als die Hälfte aller weltweit geernteten Pistazien stammt aus dem Golden State. Längst hat Amerika Iran als grössten Exporteur abgelöst, weitere bedeutende Anbaugebiete gibt es in der Türkei und in Syrien; Pistazien europäischer Herkunft sind rar.
Die Schweiz importiert jedes Jahr fast tausend Tonnen Pistazien, die meisten aus den USA, darunter vor allem solche in der Schale. Geschälte Pistazien bezieht die Schweiz mehrheitlich aus Iran. Sie erzielen die höchsten Marktpreise. «Pistazien aus Iran sind der Rolls-Royce», sagt Samuel Peyer, Lebensmitteltechnologe bei Sanfrut in Stäfa, der sich auf die Früchte spezialisiert hat.
Um die iranischen Städte Kerman und Rafsanjan befindet sich das weltweit grösste Anbaugebiet, das zweitgrösste liegt im Süden Kaliforniens im San Joaquin Valley. Beide Regionen sind wie geschaffen für die Anforderungen des Pistazienbaums. Er bevorzuge ein wüstenähnliches Klima mit heissen Tagen und kühlen Nächten, erklärt Peyer. Um die Ruhephase der Knospen zu überwinden, braucht die Pflanze im Winterhalbjahr einen längeren Kältereiz.