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Bild: Liviu Florescu / Unsplash

Klima & Energie

Eine kräftige Dusche schont die Umwelt

Die bisher grösste Studie über das menschliche Duschverhalten zeigt, wie man unter der Brause tatsächlich Energie sparen kann: Mit ordentlichem Wasserdruck und einer Stoppuhr.

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Die Schweizer Bevölkerung steigt kaum noch in die Badewanne. Dafür duschen wir fünf Mal pro Woche, wie Umfragen zeigen. Eine Dusche braucht zwar deutlich weniger Wasser – und somit Energie – als ein Bad, ein Stromfresser bleibt sie trotzdem: Für die durchschnittliche Schweizer Dusche von 7,6 Minuten gehen mehr als 90 Liter warmes Wasser drauf. Mit der Energie, die für eine solche Dusche nötig ist, könnte man über 2 Stunden lang kochen oder 32 Stunden lang fernsehen.

«Auf ein ganzes Land hochgerechnet, bedeutet das einen riesigen Stromverbrauch», sagt Ian Walker von der Swansea University in Wales. «Geht es ums Energiesparen, ist die Dusche ein extrem wichtiges Thema.» Deshalb interessiert es den Umweltpsychologen, was genau unter der Wasserbrause vor sich geht. Mit seinen Kollegen führte er die bisher wohl umfangreichste Studie über das menschliche Duschverhalten durch und veröffentlichte sie vor kurzem als Vorabdruck. Von anderen Forschern begutachtet sind die Resultate noch nicht.

Manche duschten über eine Stunde

Die Wissenschafter statteten die Duschen von 290 Studentenbuden ihrer Universität mit Sensoren aus. Während 39 Wochen konnten sie auf diese Weise 86 421 Duschvorgänge festhalten. Dabei kam Erstaunliches ans Licht. Die Studentinnen und Studenten standen sehr unterschiedlich lange unter der Brause, einzelne Duschen dauerten über eine Stunde. «Wir haben sie als Ausreisser aus der Analyse genommen. Aber glauben Sie mir, sie fanden statt», erzählt Walker. Eine durchschnittliche Dusche dauerte 6,7 Minuten.

Alle Studierenden waren neu in die Wohnungen eingezogen. In der Hälfte davon hatten die Forscher einen kleinen Timer in der Dusche installiert, der stets in Echtzeit anzeigte, wie lange sie lief. Interessanterweise tendierten die Studienteilnehmer ohne Timer im Verlauf der gesamten Untersuchungszeit dazu, immer länger zu duschen. «Warum, wissen wir nicht», sagt Walker. Bei denjenigen, die immer im Blick hatten, wie lange sie duschten, war dies aber nicht der Fall: Die Dauer ihrer Duschvorgänge blieb gleich.

Experimente sollen Klarheit schaffen

Was die Forscher aber am meisten überraschte: Je höher der Wasserdruck der Duschen war, desto weniger Wasser wurde verbraucht. Ein schön prickelnder Duschregen scheint also besser für die Umwelt zu sein als ein schwaches Tröpfeln. Laut Walker könnte das daran liegen, dass ein stärkerer Wasserstrahl ganz einfach das Duschmittel schneller wegspült. Andererseits könnte es auch sein, dass sich der höhere Wasserdruck besser anfühlt und wir mit der Dusche schneller zufrieden sind. «Die genauen Gründe wollen wir mit Experimenten noch herausfinden.»

Ausgehend von seiner Studie empfiehlt der Wissenschafter aber schon jetzt, nicht unter kraftlos tröpfelnde Duschen zu stehen, sondern stattdessen eine gute Sparbrause zu installieren. Denn auch mit kleineren Wasserstrahlen lasse sich ein guter Druck aufbauen. Zudem helfe ein Timer, damit die Duschen nicht zu lang würden.

Anderen bleibt das gute alte Singen unter der Dusche, um eine Routine fürs Zeitmanagement zu entwickeln. Es sollte aber eher ein kurzer Sommerhit als eine ganze Oper sein.

Martin Amrein, «Neue Zürcher Zeitung» (30.03.2024)

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