Klimakrise, geopolitische Unsicherheit, fragile Lieferketten: Die Wirtschaft steht unter Druck. Barbara Dubach erklärt im Interview, warum gerade jetzt naturpositive Innovationen gefragt sind – und welche Rolle die Schweiz dabei spielen kann.
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«Weiteres Zögern ist keine Option»
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«Weiteres Zögern ist keine Option»
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• • Innovate 4 Nature
Innovate 4 Nature fördert naturpositive Lösungen durch die Vernetzung von Start-ups mit Investoren und Unternehmen.
Ziel ist der Aufbau resilienzfähiger, umweltfreundlicher Wertschöpfungsketten als Antwort auf ökologische Risiken und globale Unsicherheiten.
Die Schweiz habe das Potenzial, eine führende Rolle in der regenerativen Wirtschaft zu übernehmen, brauche dafür aber stärkere politische Unterstützung und internationale Zusammenarbeit.
Frau Dubach, können Sie erklären, was Innovate 4 Nature (I4N) ausmacht?
Barbara Dubach: Unsere Stärke liegt darin, qualitativ hochwertige, naturpositive Lösungen zu identifizieren und zu fördern – seien es Projekte im Bereich Aufforstung, regenerative Landwirtschaft, kreislauffähige Innovationen oder naturbasierte Infrastrukturen. Gleichzeitig ermöglichen wir es, diese Start-ups mit relevanten Akteuren zu vernetzen: Investoren, Unternehmen, Family Offices. Dadurch schaffen wir ein Umfeld, in dem Innovationskraft und Biodiversitätsschutz sich nicht widersprechen, sondern verstärken – und leisten so einen Beitrag zu resilienteren Wertschöpfungsketten.
Warum ist die Schaffung von resilienteren Wertschöpfungsketten wichtig?
Dubach: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den planetaren Grenzen zeigen eindrücklich, dass weiteres Zögern keine Option ist. Die Privatwirtschaft ist gefragt, durch Innovation resiliente, regenerative Geschäftsmodelle zu entwickeln – und damit nicht nur Umweltschutz zu betreiben, sondern Zukunft zu gestalten.
Naturbasierte Lösungen werden zunehmend im Kontext der CO₂-Kompensation nachgefragt.
«Die öffentliche Hand muss für verlässliche Rahmenbedingungen und Anreize sorgen.»
Barbara Dubach
Executive Director von Innovate 4 Nature (I4N)
Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Thema bisher gemacht?
Dubach: Der Druck zur Integration von Naturkapital in Entscheidungsprozesse steigt – und mit ihm auch die Erwartung an unternehmerisches Handeln. Unternehmen setzen sich intensiver mit ihren ökologischen Risiken auseinander, implementieren TNFD, und versuchen, ihre Wertschöpfungsketten resilienter aufzustellen.
Welche Entwicklung gibt Ihnen Hoffnung?
Dubach: Hoffnung machen uns vor allem die vielen engagierten Start-ups, die mit konkreten Lösungen echte Transformation ermöglichen. Gleichzeitig braucht es noch deutlich mehr politischen Willen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um natur-positive Innovationen zu skalieren. Aktuelle geopolitische Unsicherheiten verlangsamen die Umsetzung naturpositiver Strategien – besonders wenn kurzfristige Stabilität über langfristige Resilienz gestellt wird.
Aktuell herrscht weltweit eine grosse geopolitische Unsicherheit. Wie kann man den Wandel zu einer regenerativen Wirtschaft trotzdem vorantreiben?
Dubach: Wir haben gelernt, dass systemischer Wandel nur gelingt, wenn globale Vision und lokale Umsetzung Hand in Hand gehen. Deshalb werden wir künftig noch stärker auf regionale Verankerung setzen – um lokale Akteure mit natur-positiven Innovationen zu verbinden und Wirkung dort zu entfalten, wo sie gebraucht wird. Dieser interdisziplinärer Ansatz – Finanzierung, Innovation und Naturwirkung zu vereinen – birgt enormes Potenzial, um nachhaltige Skalierung zu ermöglichen. Die öffentliche Hand wiederum muss für verlässliche Rahmenbedingungen und Anreize sorgen, die naturpositive Lösungen skalierbar und wirtschaftlich tragfähig machen. Am effektivsten ist es, wenn der öffentliche und private Sektor gemeinsam handeln.
«Natur ist kein Randthema – sie ist wirtschaftliche Grundlage, Innovationsquelle und Zukunftsstrategie zugleich.»
Barbara Dubach
Executive Director von Innovate 4 Nature (I4N)
Wie ist die Schweiz in diesem Kontext positioniert?
Dubach: Die Schweiz hat gute Voraussetzungen – mit hoher Innovationskraft, starkem Finanzplatz und einer traditionell engen Verbindung zur Natur. Gleichzeitig ist die Schweiz stark vom Ausland abhängig: Über 70 % der eingesetzten Rohstoffe stammen aus dem Ausland (gemäss Aussenhandelsstatistik). Diese Abhängigkeit unterstreicht die Notwendigkeit, ökologische Risiken global zu denken – und die Chance, durch nachhaltige Lieferketten und verantwortungsvolle Investitionen eine führende Rolle in der regenerativen Transformation einzunehmen.
Welche Botschaft möchten Sie Schweizer Unternehmen und Entscheidungsträgern mitgeben, um eine naturpositive Zukunft mitzugestalten?
Dubach: Natur ist kein Randthema – sie ist wirtschaftliche Grundlage, Innovationsquelle und Zukunftsstrategie zugleich. Wer heute in naturpositive Lösungen investiert, gestaltet die resiliente, regenerative Wirtschaft von morgen. Die Schweiz hat das Potenzial, Vorreiterin dieses Wandels zu werden. Wir laden alle Akteure ein, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen.
Über Innovate 4 Nature
Ziel der Stiftung Innovate 4 Nature (I4N) ist es, in Zusammenarbeit mit strategischen Partnern mehr als 100 naturpositive Lösungen voranzutreiben, um den Wandel zu einer regenerativen Wirtschaft bis 2030 zu fördern.
Die Vision von I4N ist es, eine naturpositive Zukunft zu schaffen, in der die Wirtschaft floriert, Ökosysteme gedeihen und unser Planet für kommende Generationen regeneriert wird.
Aktuell läuft der Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen für den I4N Award 2025 – naturpositive Lösungen können sich hier bis zum 12. Juni 2025 bewerben.
Deklaration: Dieser Inhalt wurde von Innovate 4 Nature im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.
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