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Biokunststoff

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Produktion & Konsum

Von der Bananenschale zum Biokunststoff

Mikroplastik begegnet uns fast überall in unserem täglichen Leben. Dieser schadet der Umwelt genauso wie uns Menschen. Um dieser Schädlichkeit entgegenzuwirken, forscht das Zürcher Start-up Kuori an einer Kunststoff-Alternative: Mikroplastik soll durch Biokunststoff ersetzt werden. Dafür benutzt Kuori ungenutzte Bio-Abfälle.

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Kinderspielzeug, Autoreifen, Strohhalme, Kosmetik und viele weitere Produkte enthalten Mikroplastik. Selbst beim Gehen reiben unsere Schuhe Mengen an Plastikpartikeln in den Boden. Laut dem Bundesamt für Umwelt können schätzungsweise 14.000 Tonnen Makro- und Mikroplastik in Oberflächengewässern, Böden und Ablagerungen nachgewiesen werden. Das Forschungs-Start-Up- Kuori aus Zürich hat sich nun zum Ziel gesetzt, dieses Problem anzugehen – und zwar durch die Entwicklung von Biokunststoffen als Mikroplastik-Ersatz.

Das beste Rezept finden

Die von Kuori für die Herstellung des Biokunststoffes verwendeten Materialien sind biologisch abbaubar. «Wir arbeiten mit Abfallströmen, die derzeit nicht genutzt werden, wie zum Beispiel Bananen- und Nussschalen», erklärt die Gründerin von Kuori, Sarah Harbarth. Durch das Upcycling, also die Verwendung von biologischem Abfall, könne ein Mehrwert für die Umwelt geschaffen werden und ungenutzer Abfall wiederverwertet werden. Da die Materialien biologisch abbaubar sein müssen, «bedeutet dies, dass sich die Materialien innerhalb von 90 Tagen in einer Biogasanlage zersetzen müssen», so Harbarth. Darüber hinaus hat Kuori den Anspruch, dass die Materialien eine gewisse Flexibilität aufweisen. Erforderlich sind dafür etwa 30-45 Rezepturen. «Damit können wir verschiedene Marktsegmente abdecken, wie zum Beispiel Schuhsohlen, Kinderspielzeug, Hundespielzeug, Bälle, Armbänder und weiter Produkte, die Mikroplastik abrieb verursachen», sagt Harbarth.

forpressrelease<em>rightsandrehoenicke.jpg _Sarah Harbarth, Gründerin von Kuori

«Die Schuhsohle ist nur der Leuchtturm»

Mit der Schuhsohle begann auch die Reise von Sarah Harbarth und ihrem Unternehmen Kuori, dessen Name aus dem Finnischen übersetzt «Schale» bedeutet, da das erste Produkt aus dem Material einer Schale entstand. Bereits während ihres Studiums absolvierte sie ein Auslandssemester an der Universität der Künste in Berlin und beschäftigte sich im Rahmen eines Kurses mit dem Thema Biokunststoff. «Die Aufgabe bestand damals darin, Ressourcen für neue Materialien zu finden. Ich fokussierte mich auf den Abfall, und habe so untersucht, welche nutzbaren organischen Abfälle bei mir anfallen. Zu diesem Zeitpunkt waren es Bananenschalen», sagt sie.

Im Internet fand sie eine Anleitung, um Biokunststoff herzustellen: «Ich stand in meiner Küche und habe Bananenschalen geschreddert». Aus den Bananenschalen entstand Biokunststoff, wie sie am Prototypen einer Schuhsohle veranschaulicht. Der Grund, warum sich die Gründerin von Kuori anfangs für das Herstellen von Biokunststoff-Schuhsohlen entschieden hatte, erklärt sie so: «Wir alle tragen Schuhe und dadurch kann das Material, dass wir herstellen, leichter vorgestellt werden». Die Schuhsohlen seien deshalb der Leuchtturm, der auf das Problem aufmerksam mache. «Es standen auch noch andere Produktideen im Raum, wie Brillengläser oder ein Uhrenarmband», sagt Sarah Harbarth. Das Projekt Kuori nahm die damalige Studentin dann wieder mit nach Basel und beschäftigte sich weiterhin damit in ihrem letzten Semester an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Biokunststoff als Marktnische

Bis März 2022 leitete Sarah Harbarth das Projekt Kuori. Finanziert hat sie sich durch verschiedene Fördergelder. «Das Equipment für unsere Forschung erhalten wir vom Institut für Kunststofftechnik und von der FHNW», so Harbarth. Kuori konnte schnell wachsen und wurde im März 2022 zu einer GmbH, die nun rund 9 Mitarbeitende beschäftigt. «Mit den elastischen Biopolymeren haben wir eine Marktnische gefunden, in der wir Know-how generieren und uns weiterentwickeln können.»

Nun steht Kuori kurz vor dem Markteintritt. «Jetzt geht es darum, in grossen Mengen zu produzieren und Zertifikate zu erhalten», sagt die Gründerin. Dadurch kann schwarz auf weiss bestätigt werden, dass sich in dem Biokunststoff keine toxischen Materialien befinden. Tests für die Massenproduktion wurden bereits in Pilotphasen durchgeführt. «Dabei wurden auch Prototypen erstellt und mit Kundinnen angeschaut». Ausserdem legt das Forschungs-Start-up besonderen Wert darauf, dass die Maschinen, die bereits bei der Kunststoff-Verarbeitung zum Einsatz kamen, auch für den Biokunststoff verwendet werden können. Lediglich das Material müsse ausgetauscht werden. «Damit können wir sicherstellen, dass unser Material ohne grossen Aufwand in grossen Mengen verarbeitet werden kann», so Harbarth. Für die Verarbeitung und Herstellung der Produkte seien aber die Firmen verantwortlich, die das Material kaufen.

Was ist Mikroplastik?

Mikroplastik wird in primäres und sekundäres Mikroplastik unterteilt. Laut dem Bundesamt für Umwelt besteht Primärer Mikroplastik aus Kunststoffteilchen, «die absichtlich als solche hergestellt und Produkten zugefügt werden» Beispiele dafür sind alltägliche Dinge, wie Kosmetika, Haushaltsreiniger, Dünger oder auch Pflanzenschutzmittel, sowie weitere Produkte.
Sekundäres Mikroplastik entstehe hingegen während der Nutzung und Entsorgung von Kunststoffprodukten. Der Grossteil stammt laut BAFU aus Reifenabrieb, Littering und weiteren Quellen.

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