Wie bringen wir Nachhaltigkeit in die typische BMW-Ästhetik?
Interview mit Claudia Geidobler, Lead-Designerin Material- und Farbdesign bei der BMW Group, über Geschmacksfragen, Feingeister und nachhaltige Ästhetik.
„Ich finde es toll, dass ich dazu beitragen kann, eine neue, eine nachhaltige Story zu schaffen“, sagt BMW-Designerin Claudia Geidobler. Foto: BMW
Interview mit Claudia Geidobler, Lead-Designerin Material- und Farbdesign bei der BMW Group, über Geschmacksfragen, Feingeister und nachhaltige Ästhetik.
4 Min. • • BMW
Claudia Geidobler, wie sieht für Sie nachhaltige Ästhetik aus?
Claudia Geidobler: Für mich ist das die Mischung aus einem unerwarteten Moment, etwas ganz Neuem und einer vertrauten Komponente. Wie zum Beispiel bei einem neuen Material, bei dem man auf den ersten Blick gar nicht denkt, dass es nachhaltig ist. An nachhaltige Optik muss man sich manchmal gewöhnen. Gerade Naturmaterial sieht nicht immer gleich aus – man denke an Oberflächen aus Kork oder Holz. Da müssen wir von der perfekten Gleichförmigkeit Abschied nehmen. Das ist wie mit dem Bio-Apfel. Der schmeckt auch dann wunderbar, wenn er nicht ganz gleichmässig ist. Bei einem Fahrzeug ist das natürlich etwas schwieriger. Es muss sehr vielen Menschen gefallen, damit es sich durchsetzt und über einen längeren Zeitraum dem Geschmack entsprechen.
Im BMW Designteam sind Sie diejenige, die verschiedenen Gewerke zusammenbringt. Was können wir uns darunter vorstellen?
Jedes Bauteil im Fahrzeug, innen wie aussen, hat eine Farbe und eine Struktur. Im Designteam erarbeiten wir die Ausprägungen und Designfunktionen der unterschiedlichen Oberflächenelemente, bei mir laufen die verschiedenen Themen zusammen – ich habe eine Art Klammerfunktion. Unsere Grundfrage lautet momentan: Wie bringen wir Nachhaltigkeit in die typische BMW Ästhetik. Denn es geht ja darum, ein begehrliches Produkt zu entwickeln, aus begehrlichen Materialien. Ausserdem sind Designer ja eher die Feingeister, umgeben von sehr technisch denkenden Ingenieuren – wir müssen füreinander Verständnis schaffen. Auch das ist meine Aufgabe, ich vermittele und halte die Fahne hoch für ästhetische und technisch machbare Nachhaltigkeit.
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Claudia Geidobler: „Ich fuchse mich in die Materialien und Möglichkeiten rein, damit ich verstehe, worum es geht.“
Was möchten Sie persönlich erreichen, was ist Ihr Ziel?
Konkret: Wir haben für die IAA Mobility 2021 ein Visions-Fahrzeug gestaltet, das vollständig kreislauffähig ist. Es kann nach der Nutzung komplett zerlegt werden, jedes einzelne Teil kann recycelt oder wiederverwertet werden. Dieses Fahrzeug steckt voller Möglichkeiten – bisher ist es nur ein Showcar. Ich will herausfinden, welche dieser tollen Ideen in der Serienfertigung realisierbar sind. Übergeordnet: Ich möchte aktiv meinen Beitrag zu Klima- und Umweltschutz leisten, nicht nur im Kleinen und privat, sondern auch im Job. Mir ist dabei wichtig, dass wir nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern an die Basis des Eisberges gehen.
Wo liegen denn aus Ihrer Sicht die Hindernisse? Was kann die Entwicklung einer nachhaltigen Ästhetik aufhalten? Und umgekehrt: Was hilft, weiterzukommen?
Am Anfang ist es oft schwer, bekanntes Fahrwasser zu verlassen. Deshalb brauchen wir immer wieder Anstösse. Aktuell kommt aber vieles in Gang und wir alle geben Gas. Wir im Design haben dabei die Rolle, die Innovation zu treiben. Das kann manchmal etwas dauern, weil bei Nachhaltigkeit auch Kosten und Sicherheit eine grosse Rolle spielen. Da gilt es dann, unter Berücksichtigung aller Aspekte das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Mir macht das aber total Spass. Es ist meine Challenge, das beste nachhaltige Produkt zu schaffen.
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„Es ist meine Challenge, das beste nachhaltige Produkt zu schaffen“, sagt die Designerin.
Was befeuert denn diesen Spass? Warum verstehen Sie Nachhaltigkeit als Challenge?
Ein Stück weit befeuert einfach die Zeit in der wir leben meine Motivation. Ich finde es toll, dass ich dazu beitragen kann, vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme eine neue, eine nachhaltige Story zu schaffen. Und ich lerne sehr viel dazu, fuchse mich in die Materialien und Möglichkeiten rein, damit ich verstehe, worum es geht und aktiv mitmachen kann – das ist meine Herausforderung. Ausserdem sehe ich die Chancen im Überdenken.
Wirkt sich die berufliche Beschäftigung mit Nachhaltigkeit auch auf Ihr privates Verhalten aus?
Ich habe eine kleine Tochter – das hat eigentlich viel mehr verändert als der Job. Mit einem Kind siehst Du die Welt anders. Plötzlich rückt die Nachwelt in den Blick. Ich habe viele Kleinigkeiten verändert, hinterfrage Produkte und mein Handeln und suche ständig die passenden Lösungen für meine Familie.
Und wann ist es gut?
Ich wünsche mir, dass es irgendwann nicht mehr nötig ist, über Nachhaltigkeit zu sprechen. Sie ist dann einfach da, ganz selbstverständlich, und wir fühlen uns wohl. Die Zukunft soll freundlich sein.
Deklaration: Dieser Inhalt wurde von BMW im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.
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