Unser Planet erwärmt sich, daran lassen wissenschaftliche Studien keinen Zweifel mehr. Weil wärmere Luft mehr Feuchtigkeit speichert, werden Wetterextreme wie Starkregen häufiger und intensiver. Auch die Wahrscheinlichkeit von Hagelstürmen und sehr heissen oder trockenen Perioden nimmt zu. Solche Naturereignisse richten gerade in dicht besiedelten Gebieten grosse Schäden an und gefährden Leben. Wo durch Asphalt und Gebäude die Böden versiegelt sind, entstehen einerseits Hitzeinseln. Andererseits sind Kanalisationen nicht für gewaltige Regenmengen konzipiert. Laut einer Studie des Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern sind 62 Prozent der Gebäude in der Schweiz durch Wasser gefährdet, das oberflächlich unkontrolliert abfliesst. Die Schadendaten der Mobiliar zeigen dessen Zerstörungskraft: Zwei Drittel aller Überschwemmungsschäden werden durch diesen Oberflächenabfluss verursacht.
Wasser aufnehmen
Das Konzept der Schwammstadt schlägt drei Fliegen – Trockenheit, Hitzeinseln und Oberflächenabfluss – mit einer Klappe. Die Idee: Städte werden wie Schwämme so gestaltet, dass sie Regenwasser aufnehmen, speichern und langsam wieder abgeben (s. Infografik). Damit wird das Wasser gezielt geleitet und nutzbar gemacht, anstatt in die Kanalisation abzufliessen. Dank einer Kombination aus durchlässigen Böden, mehr Grünflächen, Versickerungsanlagen und Wasserspeichern verbessert sich vor Ort das Mikroklima: Es wird kühler, weil mehr Pflanzen Wasser verdunsten und weniger Asphalt Wärme speichert und abstrahlt. Die grossen Schweizer Städte haben den Nutzen des Schwammstadt-Konzepts erkannt. Fachstellen sind besetzt, Projekte werden umgesetzt oder sind geplant. Auch in kleineren Städten und Gemeinden tut sich einiges. Simon Schudel, Fachspezialist Geoanalyse und Naturrisiken bei der Mobiliar, ist Teil der Arbeitsgruppe Schwammstadt. «Schwammstadt-Massnahmen sind kein Luxus», sagt er. «Sie sind eine notwendige Investition in eine lebenswerte Zukunft.» Im Rahmen ihres genossenschaftlichen Engagements setzt sich die Mobiliar seit 2023 für Schwammstadt- Projekte ein. Bisher hat sie dafür rund 2,1 Millionen Franken bereitgestellt. Dieses Engagement der Mobiliar ergänzt ihre langjährige Unterstützung baulicher Präventionsmassnahmen der öffentlichen Hand, die das Risiko von Überschwemmungen, Murgängen oder Lawinen senken. Seit 2006 sind über 43 Millionen Franken in solche Projekte geflossen.
Die Vielfalt der Schwammstadt-Massnahmen ist gross, von baulichen Anpassungen bis hin zu Sensibilisierungsaktivitäten:
Wintherthur
In Winterthur sind mehrere Schwammstadt- Pilotprojekte geplant. Bei laufenden Planungen wird auch versucht, Schwammstadt-Elemente einzubauen. Die Mobiliar unterstützt einzelne dieser Projekte sowie Sensibilisierungsmassnahmen mit einem Beitrag von insgesamt 350 000 Franken. Zum Beispiel wird künftig beim Schulhaus Altstadt Regenwasser von Dach und Ballspielpark zur Bewässerung der Park- und Grünflächen sowie der Bäume verwendet. Dazu wird ein alter Kohlekeller für die Wasserspeicherung umgenutzt. Ausserdem hat die Stadt einen Schwammstadt-Rundgang im öffentlichen Raum eingerichtet.