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Foto: Olivier Messerli

Ein Teil des Verkehrsgartens, der für «Lausanne Jardins» umgestaltet wurde. Foto: Olivier Messerli

Lebensräume Partner Inhalt: die Mobiliar

Wo die Schwammstadt Form annimmt

Klimaresiliente Schweiz: Immer mehr Orte interessieren sich für das Konzept der Schwammstadt. Sie bereiten sich damit auf die Auswirkungen des Klimawandels mit häufigeren Hitze- und Trockenperioden sowie Starkniederschlägen vor.

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Wo die Schwammstadt Form annimmt

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Unser Planet erwärmt sich, daran lassen wissenschaftliche Studien keinen Zweifel mehr. Weil wärmere Luft mehr Feuchtigkeit speichert, werden Wetterextreme wie Starkregen häufiger und intensiver. Auch die Wahrscheinlichkeit von Hagelstürmen und sehr heissen oder trockenen Perioden nimmt zu. Solche Naturereignisse richten gerade in dicht besiedelten Gebieten grosse Schäden an und gefährden Leben. Wo durch Asphalt und Gebäude die Böden versiegelt sind, entstehen einerseits Hitzeinseln. Andererseits sind Kanalisationen nicht für gewaltige Regenmengen konzipiert. Laut einer Studie des Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern sind 62 Prozent der Gebäude in der Schweiz durch Wasser gefährdet, das oberflächlich unkontrolliert abfliesst. Die Schadendaten der Mobiliar zeigen dessen Zerstörungskraft: Zwei Drittel aller Überschwemmungsschäden werden durch diesen Oberflächenabfluss verursacht.

Wasser aufnehmen

Das Konzept der Schwammstadt schlägt drei Fliegen – Trockenheit, Hitzeinseln und Oberflächenabfluss – mit einer Klappe. Die Idee: Städte werden wie Schwämme so gestaltet, dass sie Regenwasser aufnehmen, speichern und langsam wieder abgeben (s. Infografik). Damit wird das Wasser gezielt geleitet und nutzbar gemacht, anstatt in die Kanalisation abzufliessen. Dank einer Kombination aus durchlässigen Böden, mehr Grünflächen, Versickerungsanlagen und Wasserspeichern verbessert sich vor Ort das Mikroklima: Es wird kühler, weil mehr Pflanzen Wasser verdunsten und weniger Asphalt Wärme speichert und abstrahlt. Die grossen Schweizer Städte haben den Nutzen des Schwammstadt-Konzepts erkannt. Fachstellen sind besetzt, Projekte werden umgesetzt oder sind geplant. Auch in kleineren Städten und Gemeinden tut sich einiges. Simon Schudel, Fachspezialist Geoanalyse und Naturrisiken bei der Mobiliar, ist Teil der Arbeitsgruppe Schwammstadt. «Schwammstadt-Massnahmen sind kein Luxus», sagt er. «Sie sind eine notwendige Investition in eine lebenswerte Zukunft.» Im Rahmen ihres genossenschaftlichen Engagements setzt sich die Mobiliar seit 2023 für Schwammstadt- Projekte ein. Bisher hat sie dafür rund 2,1 Millionen Franken bereitgestellt. Dieses Engagement der Mobiliar ergänzt ihre langjährige Unterstützung baulicher Präventionsmassnahmen der öffentlichen Hand, die das Risiko von Überschwemmungen, Murgängen oder Lawinen senken. Seit 2006 sind über 43 Millionen Franken in solche Projekte geflossen. Die Vielfalt der Schwammstadt-Massnahmen ist gross, von baulichen Anpassungen bis hin zu Sensibilisierungsaktivitäten:

Wintherthur

In Winterthur sind mehrere Schwammstadt- Pilotprojekte geplant. Bei laufenden Planungen wird auch versucht, Schwammstadt-Elemente einzubauen. Die Mobiliar unterstützt einzelne dieser Projekte sowie Sensibilisierungsmassnahmen mit einem Beitrag von insgesamt 350 000 Franken. Zum Beispiel wird künftig beim Schulhaus Altstadt Regenwasser von Dach und Ballspielpark zur Bewässerung der Park- und Grünflächen sowie der Bäume verwendet. Dazu wird ein alter Kohlekeller für die Wasserspeicherung umgenutzt. Ausserdem hat die Stadt einen Schwammstadt-Rundgang im öffentlichen Raum eingerichtet.

Foto: Olivier Messerli

Foto: Olivier Messerli

«Pocket-Schwammstädte» zum Nachbauen gibt es in mehreren Schweizer Städten.

Lausanne

Mit der Ausstellung «Lausanne Jardins» verwandelt sich Lausanne alle fünf Jahre in ein grosses Gartenmuseum, dieses Jahr unter dem Motto «Zwischen dem Wasser und uns». Dabei realisierte Lausanne Jardins im Rahmen einer Partnerschaft mit der Mobiliar unter anderem eine Muster-Schwammstadt auf dem Gelände des Verkehrsgartens. Dieser dient interessierten Fachleuten wie Stadtplanern, Architekten oder Gemeindevertretern als Inspiration und bleibt auch nach Ausstellungsende Anfang Oktober dauerhaft erhalten. Die Mobiliar beteiligte sich mit 500 000 Franken an dieser und weiteren Installationen.

St. Gallen

Als erste Stadt der Schweiz hat St. Gallen einen Schwammstadt-Fonds eingeführt, der private Projekte fördert. Die Stadt hat bereits eigene Projekte umgesetzt. So dient ein ehemaliger Kinosaal im «Rex» seit Mitte November 2023 als Regen- Rückhaltebecken. Als Nächstes wird im Kantipark das ehemalige Pumpwerk der Wasserversorgung umgenutzt und ein Teil des Parks nach Schwammstadt-Kriterien umgestaltet. Am Marktplatz entsteht ein Rückhalte- und Speicherbecken, aus dem die Bewässerung der Pflanzen und die Nassreinigung gespiesen werden. Insgesamt kosten die Projekte Kantipark und Marktplatz 1,6 Millionen Franken. Daran und an Sensibilisierungsmassnahmen für die breite Öffentlichkeit beteiligt sich die Mobiliar mit 500 000 Franken.

Foto: Stadt St. Gallen

Foto: Stadt St. Gallen

Das Grabenpärkli in St. Gallen ist mit sickerfähigen Belägen ausgestattet.

Bern

Im Berner Breitenrainquartier ist es gemäss Klimamessungen der Universität Bern überdurchschnittlich heiss. Die stark versiegelte Optingenstrasse wird deshalb aufgewertet. Energie Wasser Bern (ewb) saniert dort zurzeit die Werkleitungen, anschliessend werden Massnahmen zur Hitzeminderung umgesetzt. Dafür werden rund 20 Bäume gepflanzt, grosse Teile des Asphalts durch Mergel und Grünflächen ersetzt sowie Sitzgelegenheiten installiert. Die Kosten für diese Massnahmen belaufen sich auf 1,3 Millionen Franken. 450 000 Franken übernimmt die Mobiliar.

Schaffhausen

Bei der laufenden Erweiterung und Sanierung des Schulhauses «Kreuzgut» werden durch Bauminseln und Feuchtbiotope die Asphaltflächen reduziert. Das Regenwasser von den Dächern wird gesammelt, um es versickern zu lassen oder den Pflanzen zuzuführen. Bis im Frühjahr 2025 entsteht ein attraktiver Erlebnisraum, von dem auch die Quartierbevölkerung profitiert. An diesen Schwammstadt-Massnahmen von insgesamt 240 000 Franken beteiligt sich die Mobiliar mit 110 000 Franken. Dazu gehört ein begleitendes Monitoring, mit dem die Wirkung der Massnahmen gemessen wird.

So funktioniert das Schwammstadt-Prinzip

Grafik: Infografik Mobiliar

Grafik: Infografik Mobiliar

Weitere Projekte folgen

Die Mobiliar ist bereits mit einem halben Dutzend weiterer Städte im Kontakt. Simon Schudel: «Das Interesse ist gross, aber das Konzept muss richtig verstanden, umgesetzt und begleitet werden», sagt er. Beispielsweise entspreche eine mit hochgepumptem Trinkwasser bewässerte Dachbegrünung nicht der Schwammstadt-Idee, bei der Regenwasser genutzt werde. Schwammstädte erfordern ein Umdenken bei der Zusammenarbeit rund um Bauprojekte, bei Normen und Baumaterialien. Es wird diskutiert und nach Lösungen gesucht. Auch die Bevölkerung darf nicht vergessen gehen: «Einzelne können sich beispielsweise an einem bewachsenen Graben stören, in dem Wasser steht», erklärt Simon Schudel. Sensibilisierungsmassnahmen seien deshalb wichtig. «Sobald die Leute verstehen, worum es geht, wandelt sich die Meinung.» Denn Mensch und Natur profitieren in der Schwammstadt gleichermassen. Mehr Informationen zum Schwammstadt-Engagement der Mobiliar sind hier zu finden. Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) unterstützt Gemeinden und Städte bei der Umsetzung von Schwammstadt-Projekten mit Know-how und Werkzeugen.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von der Mobiliar erstellt.

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