Logo image

Sustainable Switzerland Forum

2. September 2025, BERNEXPO

Driving Change. Creating Impact.

Jetzt Ticket sichern!
Klimawandel hin oder her: In der Schweiz wird wieder so viel geflogen wie zu Vor-Corona-Zeiten

Klimawandel hin oder her: In der Schweiz wird wieder so viel geflogen wie zu Vor-Corona-Zeiten. Bild: Reuters

Klima & Energie

Der Traum vom nachhaltigen Fliegen

Die Reisebranche will den klimakompensierten Tourismus weiter fördern und hat dazu konkrete Massnahmen umgesetzt. Viele Passagiere sind allerdings nach wie vor nicht bereit, einen freiwilligen Extra-Obolus für Klimaschutzprojekte zu entrichten.

2

Teilen
Hören
Logo image

Der Traum vom nachhaltigen Fliegen

Teilen
Hören

4 Min.  •   • 

Als vor etwa drei Jahren eine Welle heftiger Kritik das klimakompensierte Reisen in ein schiefes Licht rückte, war der Schock in der Branche gross: Die galt bis dahin als Verkörperung des Guten im Reisegeschäft, weil sie dessen klimapolitisch problematische Seite wie etwa den CO2-Ausstoss gewissermassen neutralisierte. Medienberichte wiesen nun darauf hin, dass viele Projekte die Versprechungen nicht erfüllten, weniger Kompensationswirkungen zeigten als versprochen, zuweilen schlampig organisierten und vereinzelt gar betrügerischer Natur waren.

Dies traf eine Branche ins Mark, die vor gut zwanzig Jahren entstanden war, um die Anliegen des Klimaschutzes vor allem im Tourismus zu fördern. Sie tat dies, indem sie etwa Aufforstungen förderte oder im Flugverkehr nachhaltige Bio-Treibstoffe finanzierte, immer mit dem Ziel, die CO2-Emissionen zu senken. Plötzlich sah sich dieses Geschäftsmodell auf den Prüfstand versetzt.

Standards verschärft

«Diese Kritik hat kurzfristig zu einer gewissen Verunsicherung geführt, und wir mussten einen Rückgang der Klimaschutzbeiträge verzeichnen», sagt Irina Ignat, Teamleiterin Marketing bei der Stiftung MyClimate, einer führenden Anbieterin von Klimaschutzprojekten. Auch Andrea Beffa, Geschäftsführerin des Schweizer Reise-Verbands (SRV), spricht davon, dass das Vertrauen in den Kompensationsgedanken «teilweise schon etwas beeinträchtigt» worden sei.

Doch jede Krise kann eine Chance sein. Die Tourismusbetreiber wie die Kompensationsbranche erhöhten in der Folge die Transparenz, verschärften die Standards und verbesserten die Kontrollmechanismen. Bei der Lufthansa Group werde seither mit noch grösserer Sorgfalt darauf geachtet, dass alle Projekte die «hochwertigen Standards und strengen Kriterien» erfüllen, welche die Allianz-Stiftung für Klima und Entwicklung entwickelt habe, sagt Swiss-Sprecher Michael Weinmann. Für MyClimate ergaben sich aus der Kritik «wichtige Impulse für die Weiterentwicklung» von Klimaschutzprojekten.

Diese Reaktionen hatten zur Folge, dass der Vertrauensverlust zu einem guten Teil aufgefangen werden konnte und damit die Idee der Klimakompensation weiterhin eine Zukunft hat. Bei der Swiss sehe man auf jeden Fall einen «positiven Trend bei der Zahl der Passagiere, die von den bereitgestellten Angeboten Gebrauch machen», sagt Michael Weinmann. SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa teilt diese Beurteilung.

Die Einschätzung von Irina Ignat fällt ambivalenter aus. Es sei kein klarer Trend auszumachen, sagt sie. Einerseits werde der CO2-Rechner auf der Webseite von MyClimate immer häufiger benutzt, doch sei die Zahl der tatsächlich finanzierten Klimaschutz-Tonnen rückläufig. «Das heisst: Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, wie hoch der CO2-Ausstoss ihrer Reise ist, zeigen sich aber weniger bereit, dafür auch einen konkreten Beitrag zu leisten.» Gegenwärtig nutzen bei der Lufthansa Group rund vier Prozent der Fluggäste eine der verschiedenen Möglichkeiten zu nachhaltigerem Fliegen. Bei Hotelplan Suisse enthält laut Andrea Beffa rund jede vierte Buchung einen Beitrag an nachhaltigem Flugtreibstoff. MyClimate wiederum stellt fest, dass das Interesse von Tourismusfirmen zunehme, Klimaschutzbeiträge in ihre Leistungen zu integrieren.

CO2-reduzierte Pauschalreisen

In der Reisebranche will man den klimakompensierten Tourismus weiter fördern. Laut Andrea Beffa schult der Verband seine Mitglieder über Nachhaltigkeit und entwickelt ein Projekt, den Klimafussabdruck aller Reiseangebote sichtbar zu machen. MyClimate weist auf Anbieter wie Twerenbold-Reisen hin, die CO2-reduzierte Pauschalreisen fest in ihr Angebot integriert hätten, ohne Mehrkosten für die Gäste. Besonders stolz ist man auf die guten Resultate des Programms «Cause we care», bei dem die Gäste einen Klimabeitrag leisten können, der vom Reiseunternehmen verdoppelt wird. Und die Swiss pusht erfolgreich den «Green Tarif». Dieser beinhaltet auf Europastrecken einen CO2-Ausgleich, der zu 20 Prozent von nachhaltigem Treibstoff und zu 80 Prozent von Klimaschutzprojekten stammt. Gesteigert wird die Attraktivität dieses Angebots mittels flexibleren Umbuchungsmöglichkeiten und zusätzlichen Statusmeilen.

Michael Weinmann von der Swiss weist darauf hin, dass diese Massnahmen nur einen Teil der Bemühungen darstellen würden, um die Nachhaltigkeitsbilanz der Airline zu verbessern. So spiele in diesem Zusammenhang auch die Erneuerung der Flotte eine gewichtige Rolle. «Der Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Luftfahrt ist aufwendig und nur möglich, wenn alle mithelfen: Airlines, Politik, Wirtschaft und Passagiere.» Was für die Luftfahrt gilt, gilt auch für die ganze Tourismusbranche.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur
12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion
13 - Massnahmen zum Klimaschutz
17 - Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Werbung

Beliebteste Artikel

Empfohlene Artikel für Sie

Strandferien
Klima & Energie

Keine Strandferien mehr machen bis fliegen ohne Kerosin Realität ist?

Nachhaltig abheben mit Solartreibstoff
Klima & Energie

Nachhaltig abheben mit Solartreibstoff

Matthias Heyde
Klima & Energie

Greenpeace: CO2-Gesetz: CO2-Kompensation im Ausland ist ein fauler Trick

Ähnliche Artikel

Foto: EPFL
Klima & Energie

Geschlossener Kreislauf fürs Klimagas

Bauprojekt in den Niederlanden bei Amsterdam
Klima & Energie

Wie entfernen wir mehr CO₂ aus der Luft? Nehmt die Umweltverschmutzer in die Pflicht!

Foto: Post
Klima & Energie

Mit Wald und Wissenschaft gegen den Klimawandel