Diese Reaktionen hatten zur Folge, dass der Vertrauensverlust zu einem guten Teil aufgefangen werden konnte und damit die Idee der Klimakompensation weiterhin eine Zukunft hat. Bei der Swiss sehe man auf jeden Fall einen «positiven Trend bei der Zahl der Passagiere, die von den bereitgestellten Angeboten Gebrauch machen», sagt Michael Weinmann. SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa teilt diese Beurteilung.
Die Einschätzung von Irina Ignat fällt ambivalenter aus. Es sei kein klarer Trend auszumachen, sagt sie. Einerseits werde der CO2-Rechner auf der Webseite von MyClimate immer häufiger benutzt, doch sei die Zahl der tatsächlich finanzierten Klimaschutz-Tonnen rückläufig. «Das heisst: Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, wie hoch der CO2-Ausstoss ihrer Reise ist, zeigen sich aber weniger bereit, dafür auch einen konkreten Beitrag zu leisten.» Gegenwärtig nutzen bei der Lufthansa Group rund vier Prozent der Fluggäste eine der verschiedenen Möglichkeiten zu nachhaltigerem Fliegen. Bei Hotelplan Suisse enthält laut Andrea Beffa rund jede vierte Buchung einen Beitrag an nachhaltigem Flugtreibstoff. MyClimate wiederum stellt fest, dass das Interesse von Tourismusfirmen zunehme, Klimaschutzbeiträge in ihre Leistungen zu integrieren.
CO2-reduzierte Pauschalreisen
In der Reisebranche will man den klimakompensierten Tourismus weiter fördern. Laut Andrea Beffa schult der Verband seine Mitglieder über Nachhaltigkeit und entwickelt ein Projekt, den Klimafussabdruck aller Reiseangebote sichtbar zu machen. MyClimate weist auf Anbieter wie Twerenbold-Reisen hin, die CO2-reduzierte Pauschalreisen fest in ihr Angebot integriert hätten, ohne Mehrkosten für die Gäste. Besonders stolz ist man auf die guten Resultate des Programms «Cause we care», bei dem die Gäste einen Klimabeitrag leisten können, der vom Reiseunternehmen verdoppelt wird. Und die Swiss pusht erfolgreich den «Green Tarif». Dieser beinhaltet auf Europastrecken einen CO2-Ausgleich, der zu 20 Prozent von nachhaltigem Treibstoff und zu 80 Prozent von Klimaschutzprojekten stammt. Gesteigert wird die Attraktivität dieses Angebots mittels flexibleren Umbuchungsmöglichkeiten und zusätzlichen Statusmeilen.
Michael Weinmann von der Swiss weist darauf hin, dass diese Massnahmen nur einen Teil der Bemühungen darstellen würden, um die Nachhaltigkeitsbilanz der Airline zu verbessern. So spiele in diesem Zusammenhang auch die Erneuerung der Flotte eine gewichtige Rolle. «Der Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Luftfahrt ist aufwendig und nur möglich, wenn alle mithelfen: Airlines, Politik, Wirtschaft und Passagiere.» Was für die Luftfahrt gilt, gilt auch für die ganze Tourismusbranche.