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Wirtschaft im Gleichgewicht: Eine resiliente Wirtschaft ist eine, die ohne Wachstum stabil bleibt
Wirtschaft im Gleichgewicht: Eine resiliente Wirtschaft ist eine, die ohne Wachstum stabil bleibt

Wirtschaft im Gleichgewicht: Eine resiliente Ökonomie ist eine, die ohne Wachstum stabil bleibt. Bild: Adobe Stock

Wirtschaft Partner Inhalt: One Planet Lab

Erfolg neu denken – Resilienz für eine starke Wirtschaft

Wachstum gilt seit Jahrzehnten als Synonym für wirtschaftlichen Erfolg. Doch ein System, das nur stabil bleibt, solange es wächst, ist krisenanfällig. Wenn wir künftig in Wohlstand leben möchten, müssen wir Erfolg neu denken – und unsere Wirtschaft widerstandsfähiger machen.

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Erfolg neu denken – Resilienz für eine starke Wirtschaft

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Der Begriff der Ökonomie stammt ursprünglich vom altgriechischen oikonomía – zusammengesetzt aus oîkos (Haus) und némein (verwalten). Es ging also um die ordnungsgemässe Verwaltung und Zuteilung von Ressourcen im Haushalt. Die heute dominierende Wirtschaftstheorie, die Neoklassik, definierte Ökonomik später als Wissenschaft von der effizienten Verteilung knapper Ressourcen zur Befriedigung vermeintlich unbegrenzter menschlicher Bedürfnisse. Um Letzteres zu erfüllen, sollen Volkswirtschaften endlos wachsen.

Die Illusion vom endlosen Wachstum

Diese Annahmen prägen unser Wirtschaftssystem bis heute – und führen in die Instabilität. Denn sie beruhen auf Fehlschlüssen, die weder Menschen zufriedener noch Volkswirtschaften widerstandsfähiger machen.

Zum einen ist die Vorstellung unbegrenzter Bedürfnisse falsch. Viele Bedürfnisse sind qualitativ und endlich – sie lassen sich nicht beliebig steigern. Dazu zählen Nähe, Sinn und Ruhe, aber auch materielle Grundbedürfnisse wie Nahrung. Ist man satt, will man nicht unbegrenzt weiteressen. Konsumwünsche sind ebenfalls begrenzt – auch wenn Werbung sie immer wieder neu anheizt, indem sie Bedürfnisse schafft, wo zuvor keine waren. Doch mehr Konsum bedeutet nicht mehr Zufriedenheit. Seit den 1970er-Jahren zeigen Studien aus westlichen Industriegesellschaften: Sobald die Grundbedürfnisse gedeckt sind, steigt das Wohlbefinden trotz wachsendem Konsumniveau nicht weiter an.

Zum anderen macht die Wachstumsabhängigkeit Volkswirtschaften anfällig für Krisen. Auch die Schweiz kennt kein Gleichgewicht ohne Expansion: Wirtschaftswachstum ist nötig, um Schulden zu bedienen, Beschäftigung zu sichern und soziale Stabilität zu gewährleisten. Bleibt es aus, drohen Arbeitslosigkeit, soziale Spannungen und Probleme in zentralen Institutionen wie der Altersvorsorge. Doch westliche Volkswirtschaften, auch die Schweiz, erreichen seit Jahren nicht mehr die angepeilte Wachstumsrate von zwei Prozent – mit zunehmenden Konsequenzen.

«Eine wachstumsunabhängige Ökonomie braucht neue institutionelle Rahmenbedingungen.»

Leonard Creutzburg

Co-Leiter One Planet Lab

Bekanntlich überwindet man eine Abhängigkeit nicht, indem man sie weiter bedient. Eine resiliente Wirtschaft ist eine, die ohne Wachstum stabil bleibt. Sie sichert gesellschaftliche Errungenschaften wie soziale Sicherheit und Grundversorgung – Wohnen, Ernährung, Gesundheit, Bildung – auch ohne permanenten Expansionsdruck.

Rahmenbedingungen für eine resiliente Ökonomie

Eine wachstumsunabhängige Ökonomie braucht neue institutionelle Rahmenbedingungen. Zwei Bereiche sind besonders zentral: Altersvorsorge und Finanzmärkte.

Die Altersvorsorge liesse sich resilienter gestalten, indem das System stärker auf das Umlage- statt auf das Kapitaldeckungsverfahren setzt. Ergänzend könnten alternative Ansätze wie Zeitwährungen eine Rolle spielen. Die Stiftung Zeitvorsorge etwa ermöglicht es Menschen, Stunden zu «sparen», indem sie ältere Personen unterstützen – und diese Zeit später selbst einlösen können. Das Modell, das in St. Gallen entwickelt wurde und bereits von weiteren Städten übernommen ist, zeigt: Solidarität kann institutionell verankert werden.

Auch der Finanzmarkt ist bislang strukturell wachstumsabhängig: Renditen, Zinsen und Kurssteigerungen beruhen auf zukünftiger Wertschöpfung. Kredite können nur zurückgezahlt werden, wenn künftig mehr produziert und verdient wird. Sinkende Wachstumserwartungen führen zu fallenden Bewertungen und Instabilität. Das System ist also nur stabil, solange die Wirtschaft wächst – und treibt gleichzeitig das Wachstum weiter an, indem Kapital dorthin fliesst, wo hohe Renditen winken.

Zukunftsfähige Ansätze für Finanzmärkte

Das – unter anderem – in der Schweiz ansässige Arketa Institute arbeitet daran, das Finanzsystem wachstumsunabhängig zu gestalten. Gemeinsam mit Akteuren der Branche entwickelt es Ansätze, die sich an Umwelt- und Wohlstandszielen statt monetärem Wachstum orientieren. «Denn das derzeitige Finanzsystem ist nicht besonders widerstandsfähig, da es die Abhängigkeit unserer Volkswirtschaften von unserer Umwelt nicht ausreichend berücksichtigt», so die Mitbegründerin Anastasia Linn.

Pioniere der neuen Ökonomie

In einer resilienten Wirtschaft gewinnen gemeinwohlorientierte Finanzinstitutionen an Bedeutung – etwa Kreditgenossenschaften, Regionalbanken oder zinsarme Geldsysteme. Beispiele dafür gibt es bereits: Die Triodos Bank in den Niederlanden unterstützt aktiv den Übergang zu einer wachstumsunabhängigen Wirtschaft. In der Schweiz stärkt das WIR-System der WIR-Bank gezielt die regionale Wirtschaft: Neue WIR-Guthaben entstehen durch Kreditvergabe der Bank WIR, die damit – ähnlich wie die Schweizerische Nationalbank beim Franken – eine eigene Geldschöpfungsfunktion besitzt. Da diese Geldschöpfung keine Refinanzierungskosten verursacht, kann die Bank Kredite und Hypotheken zu besonders tiefen Zinsen anbieten. Das System stärkt so gezielt die regionale Wirtschaft und den Zusammenhalt der KMU.

Resilienz bedeutet, Stabilität nicht länger durch permanentes Wachstum erzwingen zu wollen. Stattdessen braucht es eine Wirtschaft, die auch ohne Wachstum stark bleibt – und Erfolg nicht an materieller Zunahme misst, sondern daran, ob sie den Menschen dient. Das ist eine wahrlich erfolgreiche Wirtschaft.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von One Planet Lab im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

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