Bekanntlich überwindet man eine Abhängigkeit nicht, indem man sie weiter bedient. Eine resiliente Wirtschaft ist eine, die ohne Wachstum stabil bleibt. Sie sichert gesellschaftliche Errungenschaften wie soziale Sicherheit und Grundversorgung – Wohnen, Ernährung, Gesundheit, Bildung – auch ohne permanenten Expansionsdruck.
Rahmenbedingungen für eine resiliente Ökonomie
Eine wachstumsunabhängige Ökonomie braucht neue institutionelle Rahmenbedingungen. Zwei Bereiche sind besonders zentral: Altersvorsorge und Finanzmärkte.
Die Altersvorsorge liesse sich resilienter gestalten, indem das System stärker auf das Umlage- statt auf das Kapitaldeckungsverfahren setzt. Ergänzend könnten alternative Ansätze wie Zeitwährungen eine Rolle spielen. Die Stiftung Zeitvorsorge etwa ermöglicht es Menschen, Stunden zu «sparen», indem sie ältere Personen unterstützen – und diese Zeit später selbst einlösen können. Das Modell, das in St. Gallen entwickelt wurde und bereits von weiteren Städten übernommen ist, zeigt: Solidarität kann institutionell verankert werden.
Auch der Finanzmarkt ist bislang strukturell wachstumsabhängig: Renditen, Zinsen und Kurssteigerungen beruhen auf zukünftiger Wertschöpfung. Kredite können nur zurückgezahlt werden, wenn künftig mehr produziert und verdient wird. Sinkende Wachstumserwartungen führen zu fallenden Bewertungen und Instabilität. Das System ist also nur stabil, solange die Wirtschaft wächst – und treibt gleichzeitig das Wachstum weiter an, indem Kapital dorthin fliesst, wo hohe Renditen winken.
Zukunftsfähige Ansätze für Finanzmärkte
Das – unter anderem – in der Schweiz ansässige Arketa Institute arbeitet daran, das Finanzsystem wachstumsunabhängig zu gestalten. Gemeinsam mit Akteuren der Branche entwickelt es Ansätze, die sich an Umwelt- und Wohlstandszielen statt monetärem Wachstum orientieren. «Denn das derzeitige Finanzsystem ist nicht besonders widerstandsfähig, da es die Abhängigkeit unserer Volkswirtschaften von unserer Umwelt nicht ausreichend berücksichtigt», so die Mitbegründerin Anastasia Linn.