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Der Preis von Schokolade sorgt in der Schweiz derzeit für Streit.
Der Preis von Schokolade sorgt in der Schweiz derzeit für Streit.

Annick Ramp / NZZ

Produktion & Konsum

Die Migros fordert von Lindt: Schokolade muss wieder billiger werden

Die Preise sind so stark gestiegen, dass Schokolade langsam zum Luxusgut wird. Doch die Konsumenten machen nicht mehr alles mit.

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Die Migros fordert von Lindt: Schokolade muss wieder billiger werden

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Die Migros und Lindt & Sprüngli haben eine besondere Beziehung. Als der orange Riese im Jahr 2021 Lindt-Produkte ins Sortiment aufnahm, war dies eine kleine Revolution für den Detailhändler. Der Schritt kam dem Eingeständnis gleich, dass die traditionsreiche Migros-Eigenmarke Frey nicht mehr genügte, um die Kunden in die Supermärkte zu locken. Dazu brauchte es auch Lindt – eine der stärksten Schokoladenmarken der Welt.

Und jetzt dies: Derzeit gibt es in den Migros-Regalen fast keine Lindt-Produkte mehr. «Lieferunterbruch», steht auf den Schildern. Allerdings will die Migros nicht wieder auf Lindt-Schokolade verzichten. Sie befindet sich mit dem Kilchberger Konzern in Preisverhandlungen. Zum harten Feilschen im Detailhandel gehört dazu, dass Produkte ausgelistet werden. So hat es die Migros jüngst auch mit Coca-Cola gemacht.

Kakaobohnen haben sich verteuert

Doch bei der Schokolade geht es um Grundsätzliches: Sie hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren so stark verteuert, dass sie langsam zum Luxuslebensmittel wird. Eine Tafel Excellence-Schokolade von Lindt kostete bei der Migros jüngst 4.80 Franken – also fast einen Fünfliber. Noch Anfang 2024 waren es nur 3.15 Franken gewesen. Das entspricht einer Preissteigerung von mehr als 50 Prozent.

Der wichtigste Grund dafür ist, dass der Weltmarktpreis für den Rohstoff Kakaobohnen seit Anfang 2024 verrückt spielt. Der Preis stieg damals innert kürzester Zeit von 4000 Dollar auf über 10 000 Dollar pro Tonne, vor allem wegen schlechter Ernten im Hauptanbaugebiet Westafrika.

Seither schwankt der Kakaopreis stark. In den letzten Wochen hat er sich aber wieder auf rund 6000 Dollar reduziert.

Das hat die Migros zum Handeln veranlasst: «Wir fordern eine Preissenkung», erklärt eine Migros-Sprecherin auf Anfrage. Lindt & Sprüngli hingegen argumentiert, dass man trotz dem jüngsten Rückgang «mit einer Kosteninflation bis ins Jahr 2026» rechne. Die Preisbewegungen wirkten sich nur verzögert auf die Produktionskosten aus, und die Kakaonotierungen lägen weiterhin deutlich über dem Niveau der vergangenen Jahre.

Zurückhaltung der Konsumenten

Zum Konflikt dürfte auch beitragen, dass Lindt die Schokoladepreise besonders stark erhöht hat. Dies zeigt eine NZZ-Auswertung von Preisdaten auf Migros Online. Eine Tafel Lindt Excellence 70% Noir Intense hat sich seit Anfang 2024 um 52 Prozent verteuert – wobei der grösste und auffälligste Preissprung im Sommer 2025 erfolgte. Hingegen ist der Preis eines vergleichbaren Eigenprodukts der Migros (Frey Suprême Noir Satin 69%) nur um 32 Prozent gestiegen.

Geringer sind zudem die Preissteigerungen bei anderen Schokoladeprodukten, die weniger Kakao und stattdessen Bestandteile wie Milch enthalten. Die meisten Frey-Tafelschokoladen haben sich seit Anfang 2024 um 25 Prozent verteuert. Der Preis der Milchschokolade-Lindor-Kugeln von Lindt ist bei der Migros um 30 Prozent gestiegen.

Lindt & Sprüngli vertraut bei den Preiserhöhungen darauf, dass die Kunden die Produkte trotzdem kaufen – weil Lindt eine starke Marke ist. Doch der erfolgsverwöhnte Konzern hat jüngst merken müssen, dass die Konsumenten nicht mehr alles mitmachen. Im ersten Halbjahr 2025 sanken die Verkaufsvolumen erstmals seit der Pandemie; weltweit gingen sie um knapp 5 Prozent zurück. Auch die traditionell hohe Gewinnmarge geriet unter Druck. Wie sich die Absatzmenge spezifisch in der Schweiz entwickelt hat, gibt Lindt & Sprüngli nicht bekannt.

Suche nach Kakaoalternativen

Mit den hohen Schokoladepreisen werden die Konsumenten indessen noch länger leben müssen, davon sind viele Hersteller überzeugt. «Schokolade ist in den letzten Jahrzehnten viel zu billig verkauft worden», erklärte beispielsweise Peter Feld, der Chef des weltgrössten Schokoladeherstellers, Barry Callebaut, jüngst im NZZ-Interview. Es sei richtig, dass die Konsumenten mehr für Schokolade bezahlen müssten. Sie sei ein hochwertiges Naturprodukt, und die Kakaobauern in Westafrika und Lateinamerika müssten mehr Geld für ihre Produkte erhalten.

Angesichts der teuren Kakaobohnen sucht die Branche aber auch nach Alternativen. Die Hersteller setzen vermehrt auf sogenannte Compound-Produkte, bei denen Kakaobutter durch günstigere pflanzliche Fette wie Kokos- oder Palmöl ersetzt wird.

Auch anderweitig wird die «echte» Schokolade verdrängt. So hat Aldi im September erstmals in der Schweiz ein Schokoladeprodukt in die Läden gebracht, das ohne Kakao auskommt. Es basiert auf einer Schokoladenalternative, die aus fermentierten und gerösteten Sonnenblumenkernen hergestellt wird. Hinter der Innovation steht das bayrische Unternehmen Planet A Foods.

Beim Aldi-Produkt handelt es sich um eine Reiswaffel, die mit der Schokoladenalternative überzogen ist. Das Produkt schmeckt tatsächlich nach Schokolade. Ob sich mit der neuen Technologie aber auch eine Tafel Excellence ersetzen lassen wird, muss sich weisen.

Matthias Benz, «Neue Zürcher Zeitung» (03.11.2025)

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Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion

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