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 WEF Davos 2025: Geopolitik und Klimakrise im Fokus des 55. Jahrestreffens. Foto: Imago

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«Noch nie stand so viel auf dem Spiel»

Geopolitische Spannungen und der Kurs von US-Präsident Trump prägen die Diskussionen auf dem World Economic Forum (WEF) in Davos. Zu den weiteren Themen des 55. Jahrestreffens zählen die Klimakrise und eine nachhaltige Entwicklung.

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«Noch nie stand so viel auf dem Spiel»

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Zum Auftakt des WEF rief EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dazu auf, die Demokratie zu stärken und sich gegen Desinformation und Polarisierung zu stellen. Die Welt befinde sich aktuell in einer Ära des «rauen geostrategischen Wettbewerbs», sagte sie. Die grössten Volkswirtschaften konkurrierten um den Zugang zu Rohstoffen, um neue Technologien und globale Handelswege. Von der Leyen unterstrich, dass sie auf «saubere Energie» setze, denn diese sei billig, schaffe heimische Arbeitsplätze und mache Europa bei der Energieversorgung unabhängiger. Erstmals werde die EU in diesem Jahr insgesamt mehr Energie aus Windkraft und Photovoltaik beziehen als aus Russland. «Das sind gute Neuigkeiten», so die EU-Politikerin.

An dem Treffen der internationalen Wirtschafts- und Politikelite in der verschneiten Bündner Bergwelt nehmen in diesem Jahr rund 3000 Führungspersönlichkeiten aus 130 Ländern teil, unter ihnen 60 Staats- und Regierungschefs. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, er werde sich per Video zuschalten. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte er – neben dem Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – am Montag das Pariser Klimaabkommen gekündigt. Der Ausstieg wird nach einjähriger Frist in Kraft treten. Trump will damit mehrere Milliarden Dollar einsparen, die sonst zum Umbau in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaft hätten ausgezahlt werden müssen. Zudem liess er alle Mittel streichen, die die USA ärmeren Ländern im Klimaabkommen bereits zugesprochen hatten. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump den von 197 Parteien unterzeichneten völkerrechtlichen Vertrag aufgekündigt, sein Nachfolger Joe Biden machte diesen Schritt dann aber wieder rückgängig.

Kooperative Ansätze gefordert

Das Davoser Jahrestreffen finde zu einem Zeitpunkt statt, der «in einem grösserem Masse von globaler Unsicherheit geprägt ist, als wir es seit einer Generation erlebt haben», so Børge Brende, Präsident und CEO des WEF. Zunehmende geopolitische Spannungen, der weltweite Vertrauensverlust und die Klimakrise belasteten das globale System wie nie zuvor.

Wie schon in den vergangenen Jahren steht das Thema Nachhaltigkeit auch diesmal oben auf der Davoser Agenda. Unter dem Motto «Collaboration for the Intelligent Age» (Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter) konzentrieren sich die Diskussionen auf fünf zentrale, miteinander verknüpfte Themenbereiche, die alle für eine nachhaltige, integrative und prosperierende Zukunft entscheidend sind: «Reimagining Growth» erkundet neue Möglichkeiten für Wirtschaftswachstum, unter anderem durch technologiegetriebene Innovation. «Industries in the Intelligent Age» untersucht, wie Unternehmen technologische Veränderungen und neue Branchendynamiken meistern können. «Investing in People» befasst sich mit der Entwicklung von Mitarbeitenden, mit Umschulungsmassnahmen und der Schaffung von Arbeitsplätzen in aufstrebenden Branchen. «Safeguarding the Planet» fokussiert auf die Skalierung von Klima- und Naturlösungen, ebenso auf die Weiterentwicklung von Anstrengungen und Massnahmen zur Dekarbonisierung. «Rebuilding Trust» wiederum befasst sich mit der Frage, wie globale Zusammenarbeit und Resilienz in einer zunehmend fragmentierten Welt gefördert werden können.

Das WEF hat sich für 2025 auch vorgenommen, stärker als bisher die Jugend und die Basis zu Wort kommen zu lassen. So wurden neue Initiativen angekündigt, um die Perspektiven von indigenen Gemeinschaften, Sozialunternehmern und Klimaaktivisten unter 30 Jahren zu stärken. Dies spiegelt laut WEF die wachsende Erkenntnis wider, dass die Lösungen für globale Herausforderungen integrativ und von unten nach oben erfolgen müssen.

Die Welt wird instabiler

In Davos präsentierte das WEF auch seinen jüngsten «Global Risks Report». Die Ergebnisse zeichneten ein dramatisches Bild des kommenden Jahrzehnts, hiess es. Dem Bericht zufolge erwarten fast zwei Drittel der insgesamt 900 befragten Risikoexperten, politischen Entscheidungsträger und Branchenführer bis 2035 ein «turbulentes» oder «stürmisches» globales Umfeld. Auch für die nächsten zwei Jahre rechnen sie mit mehr Instabilität und Risiken für die internationale Zusammenarbeit.

Als drängendstes unmittelbares globales Risiko werden bewaffnete Konflikte auf staatlicher Ebene angesehen – fast ein Viertel (23 Prozent) der Befragten stufen sie als die grösste Sorge für 2025 ein. Auf dem zweiten Platz rangieren extreme Wetterereignisse (14 Prozent). Die weiteren genannten Risiken folgen mit grossem Abstand (siehe Tabelle). Dazu zählen auch die von den Fachleuten befürchteten geoökonomischen Konfrontationen (8 Prozent). Das können zum Beispiel Handelskonflikte sein, ausgelöst durch die zu erwartende drastische Zollpolitik der Trump-Regierung. Einen wirtschaftlichen Abschwung sehen dagegen nur fünf Prozent der Befragten als grösstes Risiko.

Global Risks Report 2025. Quelle: World Economic Forum, Global Risks Perception Survey 2024-2025

Kurz- und längerfristige Risiken

Fehl- und Desinformationen sind im zweiten Jahr in Folge die wichtigsten kurzfristigen Risiken. Sie schüren Instabilität, untergraben das Vertrauen in Regierungshandeln und verschärfen die Spaltungen innerhalb und zwischen Nationen, wie es im aktuellen Report heisst. Weitere wichtige kurzfristige Risiken seien extreme Wetterereignisse, gesellschaftliche Polarisierung, Cyberspionage und Kriege.

Umweltrisiken dominieren dem Report zufolge die längerfristige Perspektive: Extreme Wetterereignisse, der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen, kritische Veränderungen der Erdsysteme und die Verknappung natürlicher Ressourcen führen die Rangliste der wichtigsten Risiken der nächsten zehn Jahre an. Das fünfte Umweltrisiko unter den Top 10 ist die Umweltverschmutzung, die unter den kurzfristigen Risiken an sechster Stelle rangiert und somit ebenfalls als wichtiges Risiko wahrgenommen wird. «Dies spiegelt die wachsende Erkenntnis wider, dass eine Vielzahl von Schadstoffen in der Luft, im Wasser und im Boden schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit und Ökosysteme haben», heisst es im Risks-Report. Langfristig werde das Bild auch durch technologische Risiken im Zusammenhang mit Fehlinformation, Desinformation und negativen Auswirkungen von KI-Technologien getrübt.

«In einer Welt, die von sich vertiefenden Gräben und kaskadierenden Risiken geprägt ist, stehen die Führungspersönlichkeiten der Welt vor der Wahl, entweder die Zusammenarbeit und Resilienz zu fördern oder sich mit wachsender Instabilität konfrontiert zu sehen», so WEF-Geschäftsführer Mirek Dušek bei der Vorstellung des Reports. „Noch nie stand so viel auf dem Spiel wie heute.»

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