Weltweit gibt es heute mehr als 200 000 Gletscher. Doch mindestens die Hälfte von ihnen wird im Zuge der Erderwärmung bis zum Jahr 2100 komplett abschmelzen. Wie dieser Schwund im Detail ablaufen könnte, hat jetzt ein Forscherteam unter Leitung der ETH Zürich untersucht.
Den stärksten Rückgang der Anzahl Gletscher erwarten die Wissenschafter für die Mitte des 21. Jahrhunderts. Die genauen Zahlen hingen stark davon ab, wie schnell sich die Erde erwärme, berichten sie im Wissenschaftsmagazin «Nature Climate Change».
Steigt die globale Mitteltemperatur bis 2100 um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau, erreicht der Schwund sein Maximum bereits um das Jahr 2041 herum. Dann wird die Erde pro Jahr etwa 2000 Gletscher verlieren.
Bei einem pessimistischen Szenario mit einer Erwärmung um 4 Grad hingegen nimmt der Verlust noch grössere Ausmasse an. Dann ist sogar mit einem jährlichen Schwund von bis zu 4000 Eiszungen zu rechnen, darunter auch grössere. Darum dauert es länger, bis es zum Maximum kommt – nämlich erst um das Jahr 2055 herum.
Ende des 21. Jahrhunderts werden – je nach Erwärmung – zwischen 18 000 und 100 000 Gletscher auf der Erde übrig sein. Die reale Entwicklung dürfte irgendwo in der Mitte zwischen den beiden extremen Szenarien verlaufen. Entscheidend für den tatsächlichen Rückgang ist der zukünftige Ausstoss von Treibhausgasen, vor allem aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe.
In den nächsten beiden Jahrzehnten verschwindet die Hälfte
Wie schnell die Gletscher schrumpfen, unterscheidet sich je nach Region. In den Alpen geht in den kommenden beiden Jahrzehnten schon mehr als die Hälfte der Eiszungen verloren. Ähnlich sieht es in den Rocky Mountains, im Kaukasus, in Afrika und im äquatornahen Teil der Anden aus. All diese Regionen beherbergen vorwiegend kleine Gletscher, die besonders rasch auf Klimaänderungen reagieren.
In den Hochgebirgen Zentralasiens schwinden die meisten Eiszungen erst später – nicht zuletzt deshalb, weil sie grösser sind.
Der Gletscherschwund läuft je nach Region verschieden ab