Wie ein von Swisscom veröffentlichtes, kostenlos verfügbares Praxispaper «Smart Carbon Accounting. Auf dem Weg zum effektiven CO₂-Management» nahelegt, geht es jetzt darum, das passende Software-Tool zum Messen, Erfassen und Ausweisen von Treibhausgasemissionen ausfindig zu machen. Und was «passend» ist, hängt in erster Linie von drei Faktoren ab: a) dem Maturitätsgrad des Unternehmens in Sachen Nachhaltigkeit, b) den konkreten Zielen, die sich das Unternehmen gesetzt hat und die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden sollen, und c) der Grösse des Unternehmens.
Als Einstieg in die Thematik und solange nur relativ wenige nachhaltigkeitsrelevante Zahlen zusammengetragen werden müssen, setzen viele Unternehmen eine Excel-Lösung ein. Mit zunehmender Regulierung und der damit verbundenen Notwendigkeit der Auditierbarkeit zahlt sich schnell ein automatisiertes Tool aus. Ein solches Werkzeug wird praktisch unumgänglich, wenn sich ein Unternehmen verbindliche Ziele setzt, die nur mit einer systematischen Verkleinerung des ökologischen Fussabdrucks erreicht werden können.
Die höchste Stufe bilden Nachhaltigkeitsmodule sogenannter Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP-Suiten). «Sie ergeben vor allem dann Sinn, wenn das CO₂-Management mit allen anderen ESG-Themen – Environmental, Social, Governance – zusammengeführt werden soll. Verwendet werden sie darum vor allem von grösseren Unternehmen, die aus regulatorischen Gründen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind», erläutert Gina Obrecht, Business Developerin Data Driven Sustainability bei Swisscom Business Customers. Ein solches Nachhaltigkeitsmanagement betrifft dabei viele einzelne Teilbereiche. Diese lassen sich in übergeordnete Gruppen zusammenfassen: Basisanforderungen wie Sprache oder Training, Datenmanagement, GHG Inventory Management, ESG Goals & KPI Management, Lieferkette, Risiko & Regulierung, Security & Lifecycle Management und Reporting & Analyse.
Im Praxispaper von Swisscom wird aufgeschlüsselt, welche Vor- und Nachteile mit den unterschiedlichen Software-Tools verbunden sind. Für den Einsatz von Excel spreche etwa das meist schon vorhandene Knowhow und die schnelle Verfügbarkeit im Unternehmen, heisst es. Nicht von ungefähr gilt Excel allerdings als Instrument für Einzelkämpfer: Das in den Lösungen steckende Wissen ist für Aussenstehende in den meisten Fällen schwer nachvollziehbar.
Spezialisierte «Best-of-Breed»-Tools und komplexere ERP-Lösungen mit eigenen ESG-Modulen stehen hingegen für eine weitgehend automatisierte Datenerfassung – was sich dem Swisscom-Paper zufolge mit jedem neuen Bericht mehr auszahlt. Zu den Vorteilen gehört auch eine intuitive Benutzerführung samt umfassenden Visualisierungs-möglichkeiten. Vor allem aber können sämtliche Beteiligte im Unternehmen und auch externe Lieferkettenpartner eingebunden werden, was zusammengenommen eine maximale Transparenz über alle Ziele, Massnahmen und Fortschritte ermöglicht.
Praxisbeispiel Swisscom: Vor wenigen Jahren hat das Unternehmen entschieden, das eigene CO₂-Management breiter abzustützen und die seinerzeit noch bestehende Excel-Lösung durch ein Tool zu ersetzen, das für Transparenz sorgt und von allen beteiligten Anspruchsgruppen – Nachhaltigkeitsteam, IT-Abteilung, Einkauf, Produktion – nutzbar sein soll. Bei der Auswahl wurden nicht nur alle in Frage kommenden Lösungen evaluiert, sondern auch wichtige Erfahrungen in der Umsetzung gesammelt. Was sich als wahrscheinlich wichtigster Erfolgsfaktor herausstellte, war eine genaue Definition der Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen und der Ziele, die mit der Lösung erreicht werden sollen. Will das Unternehmen nur grobe Zahlen aggregieren? Wird eine systematische Verbesserung des CO₂-Fussabdrucks angestrebt? Sollen die Fortschritte für alle im Unternehmen transparent sein?
«Zentral ist in dieser Phase, dass sämtliche Anspruchsgruppen miteingebunden sind und das Projekt breit verankert wird», betont Business Developerin Gina Obrecht. Die Umsetzung wurde bei Swisscom bewusst in einer gemeinsamen Team-Struktur in Angriff genommen: IT- und Nachhaltigkeitsexperten mit ihrem spezifischen Knowhow arbeiten in einem gemischten Team zusammen. Ein schrittweises Vorgehen förderte die Zusammenarbeit zusätzlich und minimierte das Risiko, Fehler zu spät zu entdecken. Ausserdem konnten so schon in einem frühen Stadium erste Resultate sichtbar gemacht werden, was dem Projekt nach Angaben der Swisscom-Verantwortlichen «zusätzlichen Schub» verliehen hat.