Das Schweizer Start-up-Unternehmen Bcomp ist filmreifmässig in einer Garage in Fribourg entstanden. Ziel der Gründer um den heutigen CEO Christian Fischer war es, neue leichte Materialien für die Herstellung von Ski und Snowboards zu entwickeln. Statt Karbon- oder Glasfasern verwendet Bcomp aber Naturmaterialien wie Flachs, was – unter anderem für die Automobilindustrie – von grossem Interesse ist. Die BMW Group hat sich deshalb über ihren Venture Fonds BMW i Ventures an Bcomp beteiligt und die innovativen Materialien aus der Westschweiz beispielsweise im Motorsport verwendet. Erstmals wurden die Flachs-Komponenten des Cleantech-Unternehmens 2019 bei BMW M Motorsport in der Formula E eingesetzt. Darüber hinaus bilden die BMW Group Forschung und Bcomp nun eine Entwicklungskollaboration mit dem Ziel, einen höheren Anteil an nachwachsenden Rohstoffen für die Produktion von Komponenten in zukünftigen Fahrzeugmodellen zu nutzen.
Ende des vergangenen Jahres wurde Bcomp als «Newcomer of the Year» unter den Zulieferern der Automobilherstellers ausgezeichnet. Aber das Schweizer Start-Up aus Fribourg, heute ein führender Hersteller von High-Performance-Verbundwerkstoffen aus Naturfasern, ist nur ein Beispiel für die signifikante Dekarbonisierung im Fahrzeugbau, die sich zum umfassenden Unterfangen auswächst, will man sie ernsthaft angehen.
Vegane Innenausstattung
Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe und Naturfasern wie Hanf, Kenaf oder Flachs minimiert beispielsweise den Materialeinsatz und reduziert das Gewicht um bis zu 50 Prozent gegenüber herkömmlichen Materialien. Dadurch tragen sie zu einem sinkenden Energieverbrauch der entsprechenden Fahrzeuge bei. Zudem gehen die Naturmaterialien mit einem negativen Wert in die CO -Berechnung ein, da die verwendeten Pflanzen in ihrer Wachstumsphase CO2 aufnehmen und Sauerstoff abgeben können.
Neue Materialien sind also ein wirkungsvolles Mittel für das umfassende Ziel der CO2-Reduktion von Automobilen – vom Rohstoff bis zur Wiederverwertung am Ende des Lebenszyklus’. Die Nachfrage nach veganen Innenausstattungen beispielsweise steigt stetig und Lederalternativen senken den CO2e-Fussabdruck von Oberflächen im Fahrzeug um bis zu 85 Prozent. In Kooperation mit einem weiteren Start-up – diesmal aus Mexiko – arbeitet die BMW Group für die Zukunft ausserdem daran, das auf pulverisierten Kaktusfasern basierte Material DeserttexTM für die Automobilindustrie zur Serienreife zu führen. Die Kaktusfelder speichern jährlich 8100 Tonnen CO2 im Boden. Die Kakteen kommen ohne Bewässe- rung aus, ausserdem fällt kein Abwasser an, da anders als bei Rindsleder, keine traditionelle Gerberei mit Chemikalien notwendig ist. Im Gegensatz zur Rinderaufzucht entsteht auch kein klimaschädliches Methangas. Der Innenraum in künftigen BMW-Modellen könnte also dereinst umweltfreundlich aus Kakteen gestaltet sein.